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Bild der Wissenschaft, BW#368 - Interview: Herzchirurgie - Operation am Symbol des Lebens

BW#368 - Interview: Herzchirurgie - Operation am Symbol des Lebens

Wissen hören. Präsentiert von "Bild der Wissenschaft". Dr. Martin Vieweg : Es folgt ein Beitrag vom 12. Juni 2010. Am Mikrofon Martin Vieweg.

Es ist das Symbol für Leben schlechthin: Das Herz. Der Rhythmus dieses Organs begleitet uns von Anfang bis zum Ende. Macht das Herz Probleme, wird es schnell lebensbedrohlich, denn der Blutkreislauf braucht ja eine zuverlässige Pumpe. Die Juli Ausgabe der Zeitschrift Bild der Wissenschaft, die am 15. Juni erscheint, beschäftigt sich mit diesem Thema. Im Mittelpunkt stehen dabei die Entwicklungen im Bereich einer Alternative zum natürlichen Herz: Dem Kunstherz. In unserem Experteninterview wollen wir jetzt das Thema Herzchirurgie noch einmal generell aufgreifen. Ich spreche darüber mit dem Herzspezialisten Herrmann Reichenspurner. Er ist Leiter des Universitären Herzzentrums Hamburg. Herr Reichenspurner, wissen Sie eigentlich, wie viele Herzen Sie in Ihrem Leben schon operiert haben?

Herrmann Reichenspurner : Ich kann's nicht genau sagen, aber die Zahl muss irgendwo zwischen 3 und 5.000 liegen. Ich operiere also jeden Tag, so dass ich also in der Regel ein bis zwei OPs pro Tag mache und das eben seit mittlerweile 16 Jahren ungefähr.

Dr. Martin Vieweg : Was ist denn dabei die häufigste Operation? Mit was sind Sie am meisten konfrontiert?

Herrmann Reichenspurner : Ja, am häufigsten sind jetzt tatsächlich die Probleme der Herzkranzgefäße, also die häufigste isolierte herzchirurgische Operation ist nach wie vor die Bypass-Operation, die wir am häufigsten durchführen. Das ist ja überhaupt einer der am häufigsten durchgeführten Eingriffe überhaupt. Das ist in den letzten Jahren vielleicht ein bisschen zurückgegangen, weil mehr Patienten mit Herzkathedern und sogenannten Stands versorgt werden, also Gefäßstützen, die von innen eingesetzt werden, aber es ist immer noch die mit Abstand häufigste Herzoperation.

Dr. Martin Vieweg : Der Bypass ist ja eine typische Behandlung für Menschen mit Herzproblemen im fortgeschrittenen Alter. Aber Herzfehler gibt es ja auch in sehr frühen Jahren. Was war denn das kleinste Herz, das sie jemals operiert haben?

Herrmann Reichenspurner : Das Kleinste war ein Frühchen mit 600 g. Ja da ist das Herz - ungefähr - kann man vergleichen zwischen Kirsche und Walnuss, so zwischendrin. Das sind dann natürlich keine hochkomplexen Fehler, bei so ganz Kleinen, aber es sind meistens Verbindungen, offene Gefäßverbindungen, die man durchtrennen muss, aber im ersten Lebensjahr machen wir durchaus auch komplexere Herzoperationen.

Dr. Martin Vieweg : Das Herz hat ja unter den Organen eine besondere Stellung. Was ist denn aus Ihrer Sicht der Unterschied zwischen Herzchirurgie und anderen chirurgischen Eingriffen. Gibt es da einen besonderen Unterschied?

Herrmann Reichenspurner : Ah, der große Unterschied ist, glaube ich, nicht so sehr der technische Anspruch. Ich glaube, da gibt es viele Operationen, die technisch genauso anspruchsvoll sind. Wenn ich da nur an Augenoperationen denke und Mikrochirurgische Operationen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, aber Patienten, die einer Herzoperation sich unterziehen müssen, haben natürlich einen anderen Respekt vor der Operation als wie wenn es ein Blinddarm ist, wobei ich dann immer sage, so scherzhaft: "Der durchgebrochene Blinddarm hat ein höheres Risiko als eine Herzoperation." Ja, also es ist manchmal mit Zahlen nicht ganz klar widerlegt oder belegbar, aber Patienten haben natürlich mehr Respekt vor einer Herzoperation als vor einer Bauchoperation. Der entscheidende Unterschied ist eben, das unmittelbar ... durch die Operation kann es zu Problemen kommen, die das Leben des Patienten beeinträchtigen. Das entscheidet über das Leben per se.

Dr. Martin Vieweg : Ist genau das eine außergewöhnliche Belastung, die man bei jeder Operation spürt oder wie muss man sich das vorstellen?

Herrmann Reichenspurner : Also ich glaube schon, dass man natürlich verantwortungsvoll damit umgehen, aber es würde nichts bringen, wenn man sich daran jetzt psychisch dran aufarbeitet. Da hat niemand was davon, am wenigsten der Patient, sondern natürlich ist da ein Stückwerk auch Routine dabei. Also wir machen das ja jeden Tag und insofern ist für uns ein offenes Herz nichts ungewöhnliches, ja. Aber natürlich muss man verantwortungsvoll damit umgehen beziehungsweise wenn mal was ist muss man eben gucken, dass man natürlich noch das Beste daraus macht. Es sind immer zwei Chirurgen am Tisch – grundsätzlich -, also immer ein Team, mit dem man sich absprechen kann. Wie gesagt, es ist immer der Operateur und jemand der assistiert, immer zwei Chirurgen.

Dr. Martin Vieweg : In sehr schwierigen Fällen helfen ja bei der Herzchirurgie dann nur noch sehr drastische Methoden, also eine Herztransplantation oder ein Kunstherz. Das Kunstherz ist ja das spezielle Thema in der aktuellen Ausgabe von "Bild der Wissenschaft". Wie ist denn Ihre Sicht auf das Thema Kunstherz?

Herrmann Reichenspurner : Also nach wie vor, wenn man sie alle in einen Topf schmeißt, kann man sagen, das also extrem viel versprechende Entwicklungen da sind, aber mit dem biologischen Herzersatz, also sprich eine Herztransplantation, nach wie vor aufgrund der unterschiedlichen Lebensqualität nicht vergleichbar. Ja, das muss man so sagen, aber gerade in den letzten Jahren hat sich sehr viel getan auf dem Gebiet der Kunstherztechnologie und es gibt neue Systeme jetzt, die deutlich kleiner sind wie früher. Früher hat man ja um so ein System zum Teil im Körper zu verankern, musste man ja noch die halbe Bauchwand noch frei präparieren und das System überhaupt unterzubringen. Mittlerweile sind die Systeme so klein geworden, dass man sie im Herzbeutel selber unterbringen kann, d.h. man muss keinen zusätzlichen Platz schaffen. Also da ist wirklich 'ne Revolution passiert mit den neuen, so genannte dritte Generation von rotierenden Pumpen ... sehr viel getan, gerade in den letzten zwei Jahren. Dr. Martin Vieweg : Aber das Kunstherz bleibt erst einmal noch vor allem ein Mittel zur Überbrückung der Zeit zu einer Herztransplantation?

Herrmann Reichenspurner : Genau, genau. Also als Übergang zu einer Transplantation – der Ausdruck hierfür ist eben "eine Brücke zur Transplantation". Zweite wichtige Gruppe, es gibt ja Herzerkrankungen, die sich wieder erholen, ja. Das nennt sich "Brücke zur Wiedererholung", also Brücke zur Erholung des Herzens bei Herzmuskelentzündungen. Das ist der Klassiker. Also der junge Patient, der auf dem Fußballfeld zusammenbricht wegen Herzmuskelentzündung. Solche Erkrankungen können sich auch erholen. Da kann das Ding da auch wieder herausbauen. Das gelingt bei unseren Patienten, die wir versorgt haben, in den letzten 10 Jahren kann man davon sagen, dass ungefähr 30 Prozent sich erholen an so einem System. Und der dritte Einsatz nennt sich dann "Bestimmungsbehandlung", das heißt Patienten, die für die Transplantation nicht in Frage kommen, die aber trotzdem Unterstützung brauchen, wo wir das dann als Endlösung einbauen. Dr. Martin Vieweg : Das Stichwort Herztransplantation ist ja schon ein paar Mal gefallen. Da ist ja immer noch die große Problematik, dass zuwenig Spenderorgane da sind. Wie ist Ihre Sicht auf das Thema Herztransplantation?

Herrmann Reichenspurner : Es bleibt ein extrem wichtiges Behandlungsverfahren. Wir haben Ein-Jahres-Überlebensraten bei Herztransplantationen von mittlerweile 90 %. Die Patienten haben eine extrem gute Lebensqualität nach Transplantationen. Das heißt, es bleibt ein enorm wichtiges Behandlungsverfahren. Problem ist, dass wir insbesondere seit Einführung des Transplantationsgesetzes 1997 eher rückläufige Transplantationszahlen haben in Deutschland. Deutlicher Rückgang der Organspenden für 'ne Herztransplantation. Also hier muss deutlich mehr getan werden in Deutschland. Das ist ja auch etwas, an dem wir immer wieder rütteln. Wir werden auch zum deutschen Transplantationskongress heuer im Oktober hier in Hamburg 'ne große Aktion machen, weil eben wir vor allen Dingen im Vergleich, im europäischen Vergleich, deutlich schlechter sind als unsere Nachbarländer. Also Österreich zum Beispiel ist deutlich besser als Deutschland. Spanien mit einer verbesserten Organspendeorganisation und -struktur auch politisch gewollten Struktur, was man bei unserer nicht so behaupten kann, ist die Organspenderate in Spanien fast dreimal so hoch pro Millionen Einwohner wie in Deutschland. Ja also ich glaube, das ist wichtig, dass wir einfach versuchen da wirklich in Deutschland besser zu werden, was die Organspende anbelangt. Das ist ganz wichtig. Das heißt auch, wie vom nationalen Ethikrat vor zwei Jahren einstimmig empfohlen, sollte man sich schon in Deutschland noch mal mit dem Thema beschäftigen.

Dr. Martin Vieweg : Das war Herrmann Reichenspurner, Leiter des Universitären Herzzentrums Hamburg. Vielen Dank für das Gespräch. Weitere Informationen zum Thema finden Sie in der Juliausgabe der Zeitschrift "Bild der Wissenschaft" und auf unserer Homepage: www.wissenschaft.de

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BW#368 - Interview: Herzchirurgie - Operation am Symbol des Lebens BW#368 - Interview: heart surgery - operation on the symbol of life

Wissen hören. Präsentiert von "Bild der Wissenschaft". Dr. Martin Vieweg : Es folgt ein Beitrag vom 12. Juni 2010. Am Mikrofon Martin Vieweg.

Es ist das Symbol für Leben schlechthin: Das Herz. Der Rhythmus dieses Organs begleitet uns von Anfang bis zum Ende. Macht das Herz Probleme, wird es schnell lebensbedrohlich, denn der Blutkreislauf braucht ja eine zuverlässige Pumpe. Die Juli Ausgabe der Zeitschrift Bild der Wissenschaft, die am 15. Juni erscheint, beschäftigt sich mit diesem Thema. Im Mittelpunkt stehen dabei die Entwicklungen im Bereich einer Alternative zum natürlichen Herz: Dem Kunstherz. In unserem Experteninterview wollen wir jetzt das Thema Herzchirurgie noch einmal generell aufgreifen. Ich spreche darüber mit dem Herzspezialisten Herrmann Reichenspurner. Er ist Leiter des Universitären Herzzentrums Hamburg. Herr Reichenspurner, wissen Sie eigentlich, wie viele Herzen Sie in Ihrem Leben schon operiert haben?

Herrmann Reichenspurner : Ich kann's nicht genau sagen, aber die Zahl muss irgendwo zwischen 3 und 5.000 liegen. Ich operiere also jeden Tag, so dass ich also in der Regel ein bis zwei OPs pro Tag mache und das eben seit mittlerweile 16 Jahren ungefähr.

Dr. Martin Vieweg : Was ist denn dabei die häufigste Operation? Mit was sind Sie am meisten konfrontiert?

Herrmann Reichenspurner :  Ja, am häufigsten sind jetzt tatsächlich die Probleme der Herzkranzgefäße, also die häufigste isolierte herzchirurgische Operation ist nach wie vor die Bypass-Operation, die wir am häufigsten durchführen. Das ist ja überhaupt einer der am häufigsten durchgeführten Eingriffe überhaupt. Das ist in den letzten Jahren vielleicht ein bisschen zurückgegangen, weil mehr Patienten mit Herzkathedern und sogenannten Stands versorgt werden, also Gefäßstützen, die von innen eingesetzt werden, aber es ist immer noch die mit Abstand häufigste Herzoperation.

Dr. Martin Vieweg : Der Bypass ist ja eine typische Behandlung für Menschen mit Herzproblemen im fortgeschrittenen Alter. Aber Herzfehler gibt es ja auch in sehr frühen Jahren. Was war denn das kleinste Herz, das sie jemals operiert haben?

Herrmann Reichenspurner : Das Kleinste war ein Frühchen mit 600 g. Ja da ist das Herz - ungefähr - kann man vergleichen zwischen Kirsche und Walnuss, so zwischendrin. Das sind dann natürlich keine hochkomplexen Fehler, bei so ganz Kleinen, aber es sind meistens Verbindungen, offene Gefäßverbindungen, die man durchtrennen muss, aber im ersten Lebensjahr machen wir durchaus auch komplexere Herzoperationen.

Dr. Martin Vieweg : Das Herz hat ja unter den Organen eine besondere Stellung. Was ist denn aus Ihrer Sicht der Unterschied zwischen Herzchirurgie und anderen chirurgischen Eingriffen. Gibt es da einen besonderen Unterschied?

Herrmann Reichenspurner : Ah, der große Unterschied ist, glaube ich, nicht so sehr der technische Anspruch. Ich glaube, da gibt es viele Operationen, die technisch genauso anspruchsvoll sind. Wenn ich da nur an Augenoperationen denke und Mikrochirurgische Operationen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, aber Patienten, die einer Herzoperation sich unterziehen müssen, haben natürlich einen anderen Respekt vor der Operation als wie wenn es ein Blinddarm ist, wobei ich dann immer sage, so scherzhaft: "Der durchgebrochene Blinddarm hat ein höheres Risiko als eine Herzoperation." Ja, also es ist manchmal mit Zahlen nicht ganz klar widerlegt oder belegbar, aber Patienten haben natürlich mehr Respekt vor einer Herzoperation als vor einer Bauchoperation. Der entscheidende Unterschied ist eben, das unmittelbar ... durch die Operation kann es zu Problemen kommen, die das Leben des Patienten beeinträchtigen. Das entscheidet über das Leben per se.

Dr. Martin Vieweg : Ist genau das eine außergewöhnliche Belastung, die man bei jeder Operation spürt oder wie muss man sich das vorstellen?

Herrmann Reichenspurner : Also ich glaube schon, dass man natürlich verantwortungsvoll damit umgehen, aber es würde nichts bringen, wenn man sich daran jetzt psychisch dran aufarbeitet. Da hat niemand was davon, am wenigsten der Patient, sondern natürlich ist da ein Stückwerk auch Routine dabei. Also wir machen das ja jeden Tag und insofern ist für uns ein offenes Herz nichts ungewöhnliches, ja. Aber natürlich muss man verantwortungsvoll damit umgehen beziehungsweise wenn mal was ist muss man eben gucken, dass man natürlich noch das Beste daraus macht. Es sind immer zwei Chirurgen am Tisch – grundsätzlich -, also immer ein Team, mit dem man sich absprechen kann. Wie gesagt, es ist immer der Operateur und jemand der assistiert, immer zwei Chirurgen.

Dr. Martin Vieweg : In sehr schwierigen Fällen helfen ja bei der Herzchirurgie dann nur noch sehr drastische Methoden, also eine Herztransplantation oder ein Kunstherz. Das Kunstherz ist ja das spezielle Thema in der aktuellen Ausgabe von "Bild der Wissenschaft". Wie ist denn Ihre Sicht auf das Thema Kunstherz?

Herrmann Reichenspurner : Also nach wie vor, wenn man sie alle in einen Topf schmeißt, kann man sagen, das also extrem viel versprechende Entwicklungen da sind, aber mit dem biologischen Herzersatz, also sprich eine Herztransplantation, nach wie vor aufgrund der unterschiedlichen Lebensqualität nicht vergleichbar. Ja, das muss man so sagen, aber gerade in den letzten Jahren hat sich sehr viel getan auf dem Gebiet der Kunstherztechnologie und es gibt neue Systeme jetzt, die deutlich kleiner sind wie früher. Früher hat man ja um so ein System zum Teil im Körper zu verankern, musste man ja noch die halbe Bauchwand noch frei präparieren und das System überhaupt unterzubringen. Mittlerweile sind die Systeme so klein geworden, dass man sie im Herzbeutel selber unterbringen kann, d.h. man muss keinen zusätzlichen Platz schaffen. Also da ist wirklich 'ne Revolution passiert mit den neuen, so genannte dritte Generation von rotierenden Pumpen ... sehr viel getan, gerade in den letzten zwei Jahren. Dr. Martin Vieweg : Aber das Kunstherz bleibt erst einmal noch vor allem ein Mittel zur Überbrückung der Zeit zu einer Herztransplantation?

Herrmann Reichenspurner : Genau, genau. Also als Übergang zu einer Transplantation – der Ausdruck hierfür ist eben "eine Brücke zur Transplantation". Zweite wichtige Gruppe, es gibt ja Herzerkrankungen, die sich wieder erholen, ja. Das nennt sich "Brücke zur Wiedererholung", also Brücke zur Erholung des Herzens bei Herzmuskelentzündungen. Das ist der Klassiker. Also der junge Patient, der auf dem Fußballfeld zusammenbricht wegen Herzmuskelentzündung. Solche Erkrankungen können sich auch erholen. Da kann das Ding da auch wieder herausbauen. Das gelingt bei unseren Patienten, die wir versorgt haben, in den letzten 10 Jahren kann man davon sagen, dass ungefähr 30 Prozent sich erholen an so einem System. Und der dritte Einsatz nennt sich dann "Bestimmungsbehandlung", das heißt Patienten, die für die Transplantation nicht in Frage kommen, die aber trotzdem Unterstützung brauchen, wo wir das dann als Endlösung einbauen. Dr. Martin Vieweg : Das Stichwort Herztransplantation ist ja schon ein paar Mal gefallen. Da ist ja immer noch die große Problematik, dass zuwenig Spenderorgane da sind. Wie ist Ihre Sicht auf das Thema Herztransplantation?

Herrmann Reichenspurner : Es bleibt ein extrem wichtiges Behandlungsverfahren. Wir haben Ein-Jahres-Überlebensraten bei Herztransplantationen von mittlerweile 90 %. Die Patienten haben eine extrem gute Lebensqualität nach Transplantationen. Das heißt, es bleibt ein enorm wichtiges Behandlungsverfahren. Problem ist, dass wir insbesondere seit Einführung des Transplantationsgesetzes 1997 eher rückläufige Transplantationszahlen haben in Deutschland. Deutlicher Rückgang der Organspenden für 'ne Herztransplantation. Also hier muss deutlich mehr getan werden in Deutschland. Das ist ja auch etwas, an dem wir immer wieder rütteln. Wir werden auch zum deutschen Transplantationskongress heuer im Oktober hier in Hamburg 'ne große Aktion machen, weil eben wir vor allen Dingen im Vergleich, im europäischen Vergleich, deutlich schlechter sind als unsere Nachbarländer. Also Österreich zum Beispiel ist deutlich besser als Deutschland. Spanien mit einer verbesserten Organspendeorganisation und -struktur auch politisch gewollten Struktur, was man bei unserer nicht so behaupten kann, ist die Organspenderate in Spanien fast dreimal so hoch pro Millionen Einwohner wie in Deutschland. Ja also ich glaube, das ist wichtig, dass wir einfach versuchen da wirklich in Deutschland besser zu werden, was die Organspende anbelangt. Das ist ganz wichtig. Das heißt auch, wie vom nationalen Ethikrat vor zwei Jahren einstimmig empfohlen, sollte man sich schon in Deutschland noch mal mit dem Thema beschäftigen.

Dr. Martin Vieweg : Das war Herrmann Reichenspurner, Leiter des Universitären Herzzentrums Hamburg. Vielen Dank für das Gespräch. Weitere Informationen zum Thema finden Sie in der Juliausgabe der Zeitschrift "Bild der Wissenschaft" und auf unserer Homepage: www.wissenschaft.de