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Das warme Polarland, VIII. Kapitel. Neue Länder

Wonström und Eduard waren jetzt wirkliche Entdecker und erfüllten ihre Aufgabe als solche auch sehr gut. Alle Gradbestimmungen, Temperatur- und Tiefenmessungen führten sie mit einer Genauigkeit aus, die unter solchen Verhältnissen nichts zu wünschen übrig ließ.

Durch die warme Witterung und das öftere Anrennen an andere Schollen war die ihrige bedeutend kleiner geworden, auch machte die warme Witterung das Eis mürbe und Wonström, der ein vollständiges Zertrümmern über kurz oder lang voraussah, beeilte sich, sämtliche Boote, die einst zum Walfischfang gedient hatten, instand zu setzen; denn der Isbjörn würde sicher durch den furchtbaren Leck sofort gesunken sein.

Es gab vier große und zwei kleine Boote auf dem Isbjörn. Diese wurden auf das Eis gesetzt und mit vereinten Kräften bis an den Rand der Scholle geschoben, hierauf mit eingesalzenem Robbenfleisch und -Speck, mit Munition, Leinwand, Kleidungsstücken, Werkzeugen, Waffen, Instrumenten, Kochgeschirren u. s. w. gefüllt und mit Wasserdichtem Segeltuch überspannt.

Die Eiskante lag etwa 4/5 Meter über dem Wasserspiegel und da sich schwimmendes Eis naturgemäß ca. 1/8 über und 7/8 unter dem Wasser befindet, so schätzten sie die Stärke ihrer Scholle auf ca. 6 1/2 Meter.

Wie nun aber die Boote ins Wasser bringen, ohne sie umzuwerfen? Auch da wußte Wonström Rat. Mit Äxten und Brecheisen brachen sie an der Eiskante eine Art Rutschbahn bis an jedes Boot aus dem Eise heraus, welche sich im Wasser verlief, so daß es mit Hebeln nicht gar zu schwierig war, die Boote vom Stapel laufen zu lassen; auch beschlossen sie, so bald als möglich die Scholle zu verlassen, um der unausbleiblichen Zertrümmerung der Eisscholle auszuweichen.

Unterdessen hatte sie der Strom immer weiter und weiter geführt. So gut als möglich hatten sie die zu erblickenden Küsten auf die Karte eingezeichnet und andere Beobachtungen zu Papier gebracht.

Das rechts gelegende Petermannsland zog sich scheinbar zusammenhängend nach Norden, an der linken Seite aber passierten sie mehrere Inseln.

Da Wonström und Eduard als die Entdecker dieser Länder das Recht hatten, dieselben zu benennen, so thaten sie es auch.

Die erste Insel vom König Oscar Land nannten sie 'Hamburg', die zweite 'Kalmar'. Dies waren die Heimatsorte unserer Abenteurer. Die dritte Insel, welche schon mit ihrem nördlichen Teile über dem 83. Breitengrad hinaus ging, wurde nach dem deutschen Kronprinzen Friedrich-Wilhelms-Land genannt.

Die erste Landspitze, die sie von der Insel Hamburg sahen, nannten sie 'Kap Eduard', die von der Insel Kalmar 'Bloch-Kap' weil Bloch der Vorname von Wonström war. Von Friedrich-Wilhelms-Land benannten sie die drei äußersten Landvorsprünge 'Schweden-Kap, Preußen-Kap und Kap Nerdrun.' Nerdrun war der Name des armen Kapitäns vom Isbjörn, der jedenfalls mit der ganzen Mannschaft den Tod im Eismeere gefunden hatte.

Weiter trieben sie an einem Lande oder einer größeren Insel vorbei, die 'Blumeninsel' genannt wurde, weil die grünen Wiesen, die sie in der Ferne sahen, reich mit Blumen geschmückt waren. Die vorspringenden Landzungen wurden 'Renntier-Kap, Bären-Kap und Enten-Kap' getauft, weil sie viel solche Tiere am Lande mittels ihres Fernrohrs erkannten. Dem Petermannsland waren sie meist sehr entfernt und deshalb gaben sie blos einer tiefen Bucht den Namen 'Felsen-Bucht' und der Spitze einer weit nach Westen vorgestreckten kleinen Halbinsel den Namen 'West-Kap'. Der Blumeninsel gegenüber lag mitten in der Meeresstraße, die sie 'Wonström-Kanal' tauften, eine Insel. In der Nähe dieser beschlossen sie, die Scholle zu verlassen, zumal die Schnelligkeit der Strömung bedeutend nachgelassen hatte.

Sie nahmen Abschied von dem alten Isbjörn, der bald ein Opfer des Polarmeeres werden sollte und begaben sich zu den wohl bepackten Booten.

Hans, der junge Eisbär, der sehr folgsam und anhänglich geworden war, hatte die Größe eines starken Neufundländers erreicht.

Auf ihren Spaziergängen hatte er sie begleitet wie ein Hund und auf die angeschossenen Seehunde, die wieder ins Wasser rutschen wollten, sprang er zu, biß sie tot oder hielt sie wenigstens solange fest; bis die Jäger heran kamen und sie vollends töten konnte. So machte ihnen Hans viel Freude und war zugleich sehr nützlich, denn er ersetzte ihnen den Jagdhund.

Die Insel im Wonström-Kanal lag nur noch 3 Seemeilen von der Eisscholle entfernt, deren Eis durch die milde Witterung +14° R. sehr mürbe und bröckelig geworden war; es war insofern große Gefahr vorhanden, als dieselbe durch irgend ein geringfügiges Ereignis in tausend Stücke zertrümmert werden konnte.

Mit langen Hebeln machten sie sich an's Werk, die Boote ins Wasser gleiten zu lassen, das gerade sehr ruhig war. Am hinteren Teile hatten sie ein langes Schiffstau befestigt, mit dem sie das Fortschwimmen eines jeden Bootes verhindern wollten.

Jetzt setzten sie die Hebel an; es ging schwer, sehr schwer diese bepackten Kolosse zu bewegen, aber endlich rutschte das erste Boot auf der abschüssigen Bahn ins Wasser, dessen Schaun hoch über die Plane von Teerleinwand spritzte; rasch hatten sie das Tau ergriffen und das erste Boot war flott.

Nach diesem so gelungenden Stapellauf stießen beide ein kräftiges Hurrah aus.

Das Tau des schwimmenden Bootes befestigten sie an eine eiserne Brechstange, die sie tief in das Eis gestoßen hatten und machten sich an die Arbeit, die übrigen fünf Boote auf ähnliche Weise ins Wasser zu bringen.

Nach dreistündiger schwerer Arbeit hatten sie die Freude, auch die übrigen fünf Boote mit ihrem Reichtum im Wasser schaukeln zu sehen.

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Wonström und Eduard waren jetzt wirkliche Entdecker und erfüllten ihre Aufgabe als solche auch sehr gut. Alle Gradbestimmungen, Temperatur- und Tiefenmessungen führten sie mit einer Genauigkeit aus, die unter solchen Verhältnissen nichts zu wünschen übrig ließ.

Durch die warme Witterung und das öftere Anrennen an andere Schollen war die ihrige bedeutend kleiner geworden, auch machte die warme Witterung das Eis mürbe und Wonström, der ein vollständiges Zertrümmern über kurz oder lang voraussah, beeilte sich, sämtliche Boote, die einst zum Walfischfang gedient hatten, instand zu setzen; denn der Isbjörn würde sicher durch den furchtbaren Leck sofort gesunken sein.

Es gab vier große und zwei kleine Boote auf dem Isbjörn. Diese wurden auf das Eis gesetzt und mit vereinten Kräften bis an den Rand der Scholle geschoben, hierauf mit eingesalzenem Robbenfleisch und -Speck, mit Munition, Leinwand, Kleidungsstücken, Werkzeugen, Waffen, Instrumenten, Kochgeschirren u. s. w. gefüllt und mit Wasserdichtem Segeltuch überspannt.

Die Eiskante lag etwa 4/5 Meter über dem Wasserspiegel und da sich schwimmendes Eis naturgemäß ca. 1/8 über und 7/8 unter dem Wasser befindet, so schätzten sie die Stärke ihrer Scholle auf ca. 6 1/2 Meter.

Wie nun aber die Boote ins Wasser bringen, ohne sie umzuwerfen? Auch da wußte Wonström Rat. Mit Äxten und Brecheisen brachen sie an der Eiskante eine Art Rutschbahn bis an jedes Boot aus dem Eise heraus, welche sich im Wasser verlief, so daß es mit Hebeln nicht gar zu schwierig war, die Boote vom Stapel laufen zu lassen; auch beschlossen sie, so bald als möglich die Scholle zu verlassen, um der unausbleiblichen Zertrümmerung der Eisscholle auszuweichen.

Unterdessen hatte sie der Strom immer weiter und weiter geführt. So gut als möglich hatten sie die zu erblickenden Küsten auf die Karte eingezeichnet und andere Beobachtungen zu Papier gebracht.

Das rechts gelegende Petermannsland zog sich scheinbar zusammenhängend nach Norden, an der linken Seite aber passierten sie mehrere Inseln.

Da Wonström und Eduard als die Entdecker dieser Länder das Recht hatten, dieselben zu benennen, so thaten sie es auch.

Die erste Insel vom König Oscar Land nannten sie 'Hamburg', die zweite 'Kalmar'. Dies waren die Heimatsorte unserer Abenteurer. Die dritte Insel, welche schon mit ihrem nördlichen Teile über dem 83. Breitengrad hinaus ging, wurde nach dem deutschen Kronprinzen Friedrich-Wilhelms-Land genannt.

Die erste Landspitze, die sie von der Insel Hamburg sahen, nannten sie 'Kap Eduard', die von der Insel Kalmar 'Bloch-Kap' weil Bloch der Vorname von Wonström war. Von Friedrich-Wilhelms-Land benannten sie die drei äußersten Landvorsprünge 'Schweden-Kap, Preußen-Kap und Kap Nerdrun.' Nerdrun war der Name des armen Kapitäns vom Isbjörn, der jedenfalls mit der ganzen Mannschaft den Tod im Eismeere gefunden hatte.

Weiter trieben sie an einem Lande oder einer größeren Insel vorbei, die 'Blumeninsel' genannt wurde, weil die grünen Wiesen, die sie in der Ferne sahen, reich mit Blumen geschmückt waren.

Die vorspringenden Landzungen wurden 'Renntier-Kap, Bären-Kap und Enten-Kap' getauft, weil sie viel solche Tiere am Lande mittels ihres Fernrohrs erkannten.

Dem Petermannsland waren sie meist sehr entfernt und deshalb gaben sie blos einer tiefen Bucht den Namen 'Felsen-Bucht' und der Spitze einer weit nach Westen vorgestreckten kleinen Halbinsel den Namen 'West-Kap'.

Der Blumeninsel gegenüber lag mitten in der Meeresstraße, die sie 'Wonström-Kanal' tauften, eine Insel. In der Nähe dieser beschlossen sie, die Scholle zu verlassen, zumal die Schnelligkeit der Strömung bedeutend nachgelassen hatte.

Sie nahmen Abschied von dem alten Isbjörn, der bald ein Opfer des Polarmeeres werden sollte und begaben sich zu den wohl bepackten Booten.

Hans, der junge Eisbär, der sehr folgsam und anhänglich geworden war, hatte die Größe eines starken Neufundländers erreicht.

Auf ihren Spaziergängen hatte er sie begleitet wie ein Hund und auf die angeschossenen Seehunde, die wieder ins Wasser rutschen wollten, sprang er zu, biß sie tot oder hielt sie wenigstens solange fest; bis die Jäger heran kamen und sie vollends töten konnte. So machte ihnen Hans viel Freude und war zugleich sehr nützlich, denn er ersetzte ihnen den Jagdhund.

Die Insel im Wonström-Kanal lag nur noch 3 Seemeilen von der Eisscholle entfernt, deren Eis durch die milde Witterung +14° R. sehr mürbe und bröckelig geworden war; es war insofern große Gefahr vorhanden, als dieselbe durch irgend ein geringfügiges Ereignis in tausend Stücke zertrümmert werden konnte.

Mit langen Hebeln machten sie sich an's Werk, die Boote ins Wasser gleiten zu lassen, das gerade sehr ruhig war.

Am hinteren Teile hatten sie ein langes Schiffstau befestigt, mit dem sie das Fortschwimmen eines jeden Bootes verhindern wollten.

Jetzt setzten sie die Hebel an; es ging schwer, sehr schwer diese bepackten Kolosse zu bewegen, aber endlich rutschte das erste Boot auf der abschüssigen Bahn ins Wasser, dessen Schaun hoch über die Plane von Teerleinwand spritzte; rasch hatten sie das Tau ergriffen und das erste Boot war flott.

Nach diesem so gelungenden Stapellauf stießen beide ein kräftiges Hurrah aus.

Das Tau des schwimmenden Bootes befestigten sie an eine eiserne Brechstange, die sie tief in das Eis gestoßen hatten und machten sich an die Arbeit, die übrigen fünf Boote auf ähnliche Weise ins Wasser zu bringen.

Nach dreistündiger schwerer Arbeit hatten sie die Freude, auch die übrigen fünf Boote mit ihrem Reichtum im Wasser schaukeln zu sehen.