Computerclub 2, das Technikmagazin mit Wolfgang Back und Wolfgang Rudolph [Erkennungsmelodie] W.R. : Hallo und einen wunderschönen guten Tag, liebe Zuhörerinnen und liebe Zuhörer. Ich begrüße Sie ganz herzlich zu unserer 128. Folge, zu unserem Audiocast CC2.
W.B. : Ich werde immer fauler. Eigentlich könntest du ja sagen: Ich und Wolfgang Back begrüßen.
W.R. : Ich...
W.B. : Brauchte ich nichts mehr zu sagen.
W.R. : Das machen wir in der 130. Folge.
W.B. : Na gut. Okay. So, um was geht's heute? W.R. : Wir haben wie immer eine ganze Menge Themen vorbereitet dafür, aber ich würde ganz gern mal auf etwas eingehen, was mir so ein bisschen Bauchschmerzen macht. Datenschutz ist ja ein Ding, was wir immer wieder auf den Tisch bekommen und wo wir auch tagtäglich neue Horrormeldungen bekommen. Und jetzt gibt es da eine Gruppe von europäischen Ministern, die entwickelt derzeit einen Fünf-Jahres-Plan für die Justiz-, Innen- und Sicherheitspolitik der europäischen Union. So, und die Vorschläge der sogenannten Future Group gehen dabei, die gehört eigentlich in die Vergangenheit, die Gruppe, weit über die Vorratsdatenspeicherung hinaus. Sehr, sehr weit. Das ist eine informelle Gruppe auf Ministerebene, die sich mit den Fragen der Sicherheit, Justiz und Freiheit beschäftigt.
W.B. : Sagt der Herr Schäuble da auch was dazu?
W.R. : Ja, der sagt auch was. Einer der Gründer ist sogar unser Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. Und da wird zum Beispiel zitiert aus einem internen Papier: Jedes Gerät, das eine Person nutzt, mit jeder Transaktion, die sie durchführt und mit jedem Schritt erzeugt sie detaillierte digitale Spuren. Das bringt einen reichen Schatz an Informationen für die Sicherheitskräfte hervor und schafft viele Möglichkeiten für einen effektiven und besseren Schutz der öffentlichen Sicherheit. So. Wenn ich sowas lese, dann muss ich sagen...
W.B. : Wird's mir schlecht. W.R. : Wird's mir auch schlecht. Also, auswandern ist so eine Geschichte. Aber, zu diesem Thema, es gab da einen Datenschutzgipfel vor einiger Zeit und da ist Peter Welchering gewesen.
W.B. : In Berlin, ne?
W.R. : Ja, in Berlin. Und das hört sich ja sehr gut an, wenn so ein Datenschutzgipfel da ist. Wir sollten den Peter mal begrüßen.
W.B. : Ja, wir sollten auch jetzt wieder sagen, dass wir ein bisschen Verzögerung haben, weil er sein tolles Telefon ausgebreitet hat und er kommt über Satellit 39000 Kilometer hoch, 39000 Kilometer wieder runter, etwa zwei Sekunden Verzögerung.
W.R. : Aber er kommt.
W.B. : Ja.
W.R. : Hallo, Peter.
P.W. : Ja, ich komme auch mit zwei Sekunden Verzögerung. Hallo Ihr beiden nach Köln.
W.R. : Peter, was hat's denn gegeben auf diesem Datenschutzgipfel? Das hört sich ja ziemlich gut an. Was gibt's für Entwicklungen für uns als Bürger? P.W. : Ja, das hört sich ziemlich gut an. Und der Anlass war ja auch ein hochdramatischer. Es gab zwei Ereignisse, die zu diesem Datenschutzgipfel geführt haben. Das eine war, dass eine, ein Berliner Softwareanbieter, der für viele, viele Kommunen, nämlich für die Melderegister der 5300 Kommunen Software herstellt, aus Versehen Teile der kommunalen Melderegister auf eine Webseite, nämlich www.Meldebehörde.de gestellt hat und da konnte man dann in diesen Melderegistern ganz ungehemmt einfach recherchieren und sich persönliche Daten herausholen. Das ist abgestellt worden. Aber das hat natürlich die Leute aufgeschreckt. Und das zweite war, der Handel mit Daten, mit persönlichen Daten, nimmt ständig zu und da wollten die Politiker dann darüber beraten, wie können wir denn diesen Handel einigermassen eindämmen? Es war sogar von einem Handelsverbot die Rede. Auf diesem Datenschutzgipfel wurde das dann auch sehr heftig diskutiert. Wenn man sich mal die Ergebnisse anschaut, da muss man sagen, der Datenschutzgipfel von Wolfgang Schäuble war eine reine Alibiveranstaltung. Offensichtlich haben wir's mit der jetzigen großen Koalition schon mit einer Nichtregierungsorganisation zu tun. Der Wahlkampf steht unmittelbar bevor. Und deshalb wollte man einfach beim Bürger mal gut Wetter machen und sagen: Lieber Bürger, wenn du dich darüber ärgerst, dass irgendwelche Firmen dich anrufen und dir irgendwas verkaufen wollen, und die haben vorher die Daten über Melderegister oder auf anderen dunklen Wegen bekommen, dann sei ganz gewiss. Wir kümmern uns darum, wir werden das schon lösen. Also eine Alibiveranstaltung, die wirklich nicht sehr viel gebracht hat.
W.B. : Ist da nicht bei rausgekommen, dass der, der zustimmen muss, der Betreffende von dem die Daten weitergegeben werden? Oder ist das, habe ich das falsch...
P.W. : Ja, die sogenannte opt-in Regelung, die... nein, nein, die sogenannte opt-in Regelung, die gab es schon. Wobei auch heute ist ja in vielen Fällen schon die Zustimmung erforderlich. Es gibt einige Fälle, da muss ich es explizit ausschließen, also ein Häkchen setzen, ich will nun nicht mehr irgendwo genannt werden. Das Problem liegt aber weder in der Zustimmung noch in der, im Ausschluss, in der Nicht-Zustimmung, sondern beispielsweise auch die sogenannte Robinsonliste, auf die ich mich setzen kann, wenn ich etwa nicht in Telefonbüchern genannt werden will, wenn meine Datenverkehre nicht weiter gespeichert werden sollen, die wird ja schon von vielen Unternehmen ausgewertet. Und dann bin ich besonders interessant, weil auf dieser Robinsonliste ja anscheinend viele Leute stehen, die ein hohes Haushaltsnettoeinkommen haben und eben nicht weiter in der Öffentlichkeit präsent sein wollen. Also das Problem ist wirklich zum einen dem Datenschutz wird ein sehr geringer Stellenwert eingeräumt. Was heute schon rechtlich auch geahndet werden könnte an einfach verbotenem Handel mit Daten, das wird nicht geahndet. Und es kommt hinzu, das hat dieser Datenschutzgipfel allerdings als Ergebnis wenn man so will schon ein bisschen erbracht, aufgrund der zahlreichen Regierungsvorhaben, was Überwachung angeht, was Datenermittlung angeht, ich sage da mal die Stichworte wie Antiterrordatei, Kfz-Scanning, Verwendung der Mautdaten beispielsweise für die präventive Strafverfolgung und ähnliches. Das hat dazu geführt, dass insgesamt die Datenschutzkultur und die Datenhandelskultur in Deutschland ziemlich auf den Hund gekommen ist. Und das führt dann eben dazu, dass fröhlich mit Daten gehandelt wird und Daten ausgewertet werden, und eben dann auch weiter benutzt werden, die so eigentlich nicht weiter benutzt werden dürfen.
W.R. : Peter, ein bisschen pervers finde ich es schon, dass die Einwohnermeldeämter, also staatliche Einrichtungen, bei denen ich verpflichtet bin, mich anzumelden und zu sagen, wo ich wohne und so weiter und verheiratet und all diesen Kram... Dass die diese Daten verkaufen dürfen. Ich habe wohl in gewissem Masse das Recht, dem zu widersprechen, aber dennoch werden sie gehandelt. Das ist doch irgendwie ein bisschen so was von daneben, eine Organisation, einem Staat, dem ich vertrauen müßte, dass der meine Daten verschachert. Wo sind wir denn eigentlich?
P.W. : Ja, das ist völlig daneben. Ich kann widersprechen, dass meine Daten via Internet weitergegeben werden. Ich kann nicht widersprechen, was die Datenweitergabe generell angeht. Und da sagen dann natürlich die Kommunen völlig zu Recht: Wir sind nach dem Meldegesetz verpflichtet, diese Daten weiterzugeben und wir sind auch verpflichtet, eine Gebühr zu erheben. Also die Kommunen beharren darauf, wir verkaufen ja nicht, wir erheben ja nur eine Gebühr. Aber natürlich läuft das auf das selbe hinaus. Hier werden persönliche Daten, die wichtig sind, damit beispielsweise Versicherungsunternehmen oder andere Unternehmen ihre business intelligence Anwendungen fahren können, an diese Unternehmen weitergegeben, gegen Gebühr. Und die können dann etwa, wie ein großes Versicherungsunternehmen das macht, über diese Daten, die angereichert werden mit anderen Daten, herausfinden, ob jemand für eine bestimmte Versicherung gerade, wie es so schön heißt, empfänglich ist. Beispiel: Da erfolgt ein neuer Melderegistereintrag, da ist ein Kind geboren worden. Also bekommen die Eltern demnächst ein Angebot für eine Ausbildungsversicherung oder für besondere Versicherungen für Kinder. Das alles sind dann persönliche Daten, die weitergegeben werden gegen Gebühr.
W.R. : Das ist ja toll. So, und was ist jetzt auf dem Gipfel herausgekommen? Du hast schon was gesagt von Alibiveranstaltung.
W.B. : Nix.
W.R. : Ist gar nichts herausgekommen oder hat der Herr Schäuble gesagt, wir stellen das sofort ab?
P.W. : Also diese opt-in Regelung ist herausgekommen. Ich muss zustimmen, wenn meine Daten weitergegeben werden sollen, weiterverkauft werden sollen. Herausgekommen ist auch, wenn ein Unternehmen eine monopolartige Stellung hat, dann muss diese Zustimmung unabhängig von einem gewissen Geschäft erfolgen. Aber damit ist dann in der Praxis nicht sehr viel gewonnen, weil beispielsweise diese Zustimmung erfolgt dann eben nicht mehr, wenn ich etwa Informationsmaterial haben möchte oder beispielsweise etwas bestelle, sondern man sagt mir dann: Bestell erst mal und die Bestellung bearbeiten wir dann, wenn du in einem zweiten Log-in deine Zustimmung gegeben hast, dass wir deine Daten dann auch weiter verkaufen dürfen. Und insofern war es dann eine reine Alibiveranstaltung. Das positive daran: Datenschutz und diese Problematik des Weiterverkaufs von persönlichen Daten ist nach meinem Dafürhalten noch nie so präsent gewesen in der Öffentlichkeit wie in den vergangenen Wochen. Und dazu hat natürlich dieser Datenschutzgipfel schon beigetragen. Nur muss man jetzt auch am Ball bleiben und auf die Probleme und Gefahren aufmerksam machen. Und darauf aufmerksam machen, welche katastrophalen Folgen die zahlreichen Überwachungspläne und die zahlreichen Daten, die ja gesammelt werden für Anti-Terror-Dateien, für behördliche Zwecke eben, hinsichtlich der Datenschutzkultur hier in Deutschland haben.
W.B. : Ja, da müsste ja der, unser Bundesdatenschützer, der Peter Schah, hat der keine Selbstmordgedanken irgendwie, wenn er das alles so mitkriegt? Das ist... muss doch fürchterlich für den sein.
P.W. : Ich hab es so noch nicht gefragt.
W.B. : Es muss doch fürchterlich für einen Datenschützer sein, wenn er das alles so erfährt.
P.W. : Ja, ich hab ihn das noch nicht gefragt. Aber in der Tat sagt er, ja, vor allen Dingen auch die sogenannten Nicht-Personenbezogenen Daten. Das ist eine ganz fürchterliche Angelegenheit und da sind auch die Datenschützer weitgehend machtlos, weil die ja in erster Linie eben auch für den öffentlichen Raum zuständig sind. Er hat ein Beispiel gegeben: Er hat vor einiger Zeit mal ein Wohnungsunternehmen, ein Unternehmen der Wohnungswirtschaft, in Hamburg besucht. Die Leute wußten nicht, dass er Datenschützer ist. Und das war eine ganz moderne Siedlung. Da wurde alles mit so einem intelligenten Haus richtig gesteuert, also so dass man ganz wenig Energie verbraucht und dass all das, was der Bewohner haben möchte selbst auf einen Blick ist. Und da wurde ihm gesagt, Schauen Sie mal, Herr Schah, da vorne, da ist ein Ausschlag beim Wasserverbrauch und das ist eine typische Spitze. Da ist jetzt jemand gerade zur Toilette gegangen.
W.R. : Ach ja. P.W. : Und da meinte er: Mein Gott, ist ja furchtbar. Die Leute wissen gar nicht, dass sie dabei beobachtet werden - und wenn's nur ein Zacken ist - zur Toilette zu gehen. Ja und ich hab das mal einen Wohnungswirtschaftler gefragt und gesagt, Sind solche Daten eigentlich für euch wichtig? Und der meinte, naja, also er könnte sich gut vorstellen, so etwas verkauft man beispielsweise, sagen wir mal, an ein Gesundheitsamt oder irgendwelche Stellen, die für unsere Gesundheit zuständig sind. Und die würden dann sagen, allmählich komme ich ja so in das Alter, ihr seid vielleicht auch schon drin, die würden dann sagen, ab einem bestimmten Alter: Schauen Sie mal, Herr Welchering, Sie sind in den vergangenen Monaten immer zwei- oder dreimal in der Nacht zur Toilette gegangen. Nun haben Sie die Wasserspülung gedrückt. Das können wir hier nach verfolgen. Wollen Sie nicht mal einen Vorsorgetermin bei Ihrem Urologen wahrnehmen? Und das sind dann Sachen, das wird schon ziemlich bedenklich.
W.B. : Google ist überall.
W.R. : Finde ich, finde ich erschreckend. Aber über die Sache, dass wir in dem Alter sind, da sprechen wir noch mal. Schönen Dank, Peter. Viele Grüße und bis zum nächsten Mal.
W.B. : Ja.
[Erkennungsmelodie ] W.B. : Meine alte Hochschule in Aachen, die RW-TH, und da gibt es einen Professor, der damals, als ich studiert habe, noch nicht da war. Er hat den Lehrstuhl für Informatik, Kommunikation und verteilte Systeme. Und es ist Professor Otto Spaniol. Und in der Informatik nun beschäftigt man sich mit Sport und Computer oder Informationstechnik. Warum?
O.S. : Nicht allgemein in der Informatik. Bei mir ist das eher ein Zufall oder eine gewisse Historie. Ich bin dazu gekommen, als ich für die deutsche Forschungsgemeinschaft mal einen völligen Juxantrag geschrieben habe, der dann nachher statushalber begutachtet wurde. Der hieß dann "Die Krise des Ballsports in Deutschland und Wege zu ihrer Behebung am Beispiel d des Profi-Fußballs" und das war ein vollständiger Antrag. Da habe ich mich rein verliebt und der wurde mit großer Begeisterung, ist auch im Netz zu finden, verhackstückt und ich habe den dann zufällig jemand gegeben von der deutschen Sporthochschule Köln. Bin dann dort ins Leitungsgremium reingekommen und im Laufe der Zeit hat sich ...
W.R. : Ah, ja.
O.S. : ...so entwickelt.
W.B. : Und was hat's da an Fördermitteln gegeben? O.S. : Nichts. Der Antrag ist zurückgestellt worden bis zum Jahr 2222.
W.R. : Wo ist denn der Zusammenhang zwischen Sport und Computer für Sie zu sehen?
O.S. : Der Zusammenhang ist natürlich vielfältig, weil wie üblich, Informatik in alle Bereiche unseres Lebens rein spielt. So auch ins Doping. Also man kann ja auch sagen, zum Beispiel die Erzeugung einer Predigt durch einen Pfarrer, die ist auch nicht mehr ohne Computer zu denken. Alle Bereiche werden von Informatik beeinflusst, wirklich alle Bereiche des täglichen Lebens. Und in der Sportwissenschaft ist das natürlich auch sehr visibel geworden, wenn gleich die Scene dort noch etwas diffus ist, muss ich mal sagen. Inhomogen. Das ist auch eine gewisse Schwäche. Aber da geht es ja zum Beispiel um Dinge wie Biomechanik, um Training und Coaching, um Dopingaufdeckung, um Modellbildungstechniken, um Reha-Techniken, um avisierte Mobilität, Freizeitgestaltung für ältere Bevölkerung und so weiter und so fort. Überall spielen Informatikaspekte eine Rolle in verschiedener Beziehung.
W.B. : Waren Sie in Peking? O.S. : Nein.
W.B. : Nö?
O.S. : Ich war schon mal in Peking, aber nicht zu den Olympischen Spielen.
W.B. : Nö?
O.S. : Ja.
W.R. : Was kann denn der Computer einem älteren Menschen wie mir zum Beispiel helfen?
O.S. : Der Computer kann, zum Beispiel, ich nehme nicht an bei Ihnen, zum Beispiel kann er via Robotik eine Unterstützung liefern für einen älteren Menschen. Er kann dem älteren Menschen auch Planungen geben oder Hilfen geben für das Zurechtfinden in der Umgebung.
W.R. : Aber zuerst muss der ältere Mensch sich ja mit dem Computer zurechtfinden. Wie funktioniert das denn?
O.S. : Das ist halt zur Zeit ein Problem an dem auch ganz heftig gearbeitet wird. Die Benutzungsleichtigkeit der Computer, die muss erst verbessert werden. Weil, wie man weiß ja die... viele ältere Menschen zur Zeit mit dem Lösen einer Fahrkarte am Schalter noch heftig überfordert sind. Weil die Gestaltung eben - will ich mal sagen - von, weitgehend von Fachidioten gemacht wurde, die sich also nicht in diese Menschen reindenken können und deswegen auch die Menschen - da geht es nicht nur um Ältere - dann das Ganze auch nicht besonders mit großer Freude machen und das auch ablehnen. Aber da...
W.B. : Und das Schlimme ist ja auch noch, dass in Köln das ganz anders läuft als in Stuttgart oder in Düsseldorf oder in Hamburg.
O.S. : Aber das sind temporäre Schwierigkeiten. Ich glaube da hat's auch schon in den letzten Jahren oder ja im letzten Jahrzehnt doch deutliche Verbesserungen gegeben. Denn es ist ja auch jetzt einfacher geworden, zum Beispiel einen Videorekorder zu bedienen, als noch vor ein paar Jahren, wo es ganz ausgeschlossen war.
W.R. : Obwohl man den gar nicht mehr braucht eigentlich.
O.S. : Wobei man ja... Aber ja deswegen. Ist es ja genau so..
W.R. : Weil es auch keiner mehr ist. Das ist ja...
O.S. : Weil's keiner mehr ist. Aber dann ist es einfacher zu bedienen. Und es muss so einfach werden, wie mit einem ganz einfachen Radio, wo es einen Ein- und Ausschalter gibt und Lautstärkeregler aber sonst eigentlich nichts mehr. Und... oder die meisten Dinge, die dürfen nicht unnötig verkompliziert werden.
W.B. : Nun ist ja China gerade vorbei und diese sportlichen Betätigungen haben mich absolut nicht interessiert, weil ich mich nicht belügen lassen wollte. Denn da gibt es ja, wenn einer 14 Medaillen macht, da muss schon ein bisschen Doping im Spiel sein, obwohl man das nicht behaupten kann. Wie sehen Sie das denn? Sie haben doch sicher auch das Wort Doping eben gebraucht.
O.S. : Sie befinden sich da in guter Gesellschaft mit zum Beispiel meinem Nachbarn, der gesagt hat, er hat sich auch Olympia nicht angeguckt, weil die Leute alle gedopt sind. Aber das ist natürlich zuerst mal eine sehr plakative Behauptung. Die Definition von Doping ist heute noch nicht ganz fest. Es ist einiges an Hilfsmitteln, die genommen werden, in vorigen, in früheren Jahren, die durchaus damals noch zulässig waren, die sind heute auf der Dopingliste. So dass man da also unterscheiden muss, was da Doping ist. Man muss das natürlich versuchen zu vermeiden. Aber Doping wird immer ein Thema bleiben. Wir haben jetzt Untersuchungen gesehen, wonach die meisten der Athleten zugeben, dass sie schon mal gedopt haben wenn sie genügend befragt wurden. Und das ist auch, glaube ich, irgendwie unvermeidlich. Denn mit Sport ist viel Ruhm, insbesondere mit Spitzensport, und auch viel Geld verbunden. Und wenn das auf normalen Wege nicht gelingt, nämlich den Sieg zu erringen, dann greift mancher, und sei es aus Verzweiflung, auch schon mal zu Hilfsmitteln, die dann illegal sind und sei es nur um einen Konkurrenten von dem man annimmt, dass der zu Doping greifen würde, um dem Paroli zu bieten.
W.R. : Kann man das nicht nachweisen, mit dem Computer?
O.S. : Ja, man kann mit Computer einiges machen. Man kann zum Beispiel durchaus Profile aufweisen, mit denen man feststellt, das irgendetwas ungewöhnliches passiert ist mit dem Athleten innerhalb der letzten Zeit, so dass dieses unerklärlich ist. Das ist dann natürlich nur ein Indizienbeweis aber es ist durchaus möglich. Wobei man dabei auch wieder vorsichtig sein muss, denn einige Trainer sind ja durchaus im positiven Sinne auch clever, so dass sie die... Oder sehr geschickt. So dass sie die Trainingsmethoden so dosieren, dass der Athlet auf dem rechten Moment, sagen wir mal während der olympischen Spiele, topfit ist und nicht vorher und nachher. Das ist ja durchaus zulässig. Wobei also die Grenze zu Doping ist eine gewisse Grauzone. Was man machen kann sind halt, oder machen muss, sind ganz wichtige oder intensive Messmethoden. Wir denken oft vom Standpunkt der Informatik aus an den Einsatz von kleinen und kleinsten Computern. Also man spricht da so von swallowable Computern, also so eine Art Computercocktail am Morgen mit Mini-Computern, die nur noch Staubgröße haben. Die dann versuchen eben unübliche Dinge im Körper aufzudecken. Man spricht da auch von Computer(?). Da hat sich in den letzten Jahren was getan im Sinne von einer Miniaturisierung der Rechner und wir hoffen, dass da sehr viel sich noch ergeben wird.
W.B. : Aber wie wollen Sie denn mit so einem Staubkorb da an den Athleten rankommen?
O.S. : Ja der, das wird entweder auf seiner Haut implantiert oder der muss das morgens schlucken. Also da ist ja noch, so weit sind wir eigentlich noch nicht. Das ist mal die Vision für die weitere Zukunft und vor allen Dingen auch deswegen, dass man also mehrere Indizien aufdeckt, also reinstellt, weil ja jeder einzelne auch im Sinne einer Sabotage kompromittiert werden könnte. Aber wir hoffen, dass da die Masse es dann bringen wird, um solche Dinge aufzudecken. Perfekt wird es nicht gehen. Das ganze ist ein Hase und Igel Spiel. Die Doping-Methoden werden perfekter und der Computer wird aber auch immer besser, oder die Masse der Computer. Und da sind wir eigentlich guter Hoffnung, dass man da zumindest nicht weiter zurückfällt als heute.
W.B. : Oder sollte man das einfach freigeben? Dope as you can.
O.S. : Das würde ich persönlich nicht unbedingt so befürworten. Aber in gewissen Beziehungen könnte man sagen, naja, einige Sachen könnten vielleicht auch etwas laxer gehandhabt werden. Das ganze betrifft aber eher die Leistungssportler als natürlich die Breitensportler. Und bei den Leistungssportlern ist vielleicht jemand der sieht, dass das die letzte Möglichkeit ist, etwas noch zu reißen, weil er sonst seine Leistungskurve aus Alter oder sonstigen Gründen abfallen sieht, dann aus Verzweiflung vielleicht was nimmt. Das ganze wird nicht mehr so akut werden, meiner Ansicht nach, wenn die Wertigkeit eines Sieges oder eines Weltrekords nicht mehr so gewaltig überhöht ist, wie sie es zur Zeit eben gemacht wird. In dem Fall werden natürlich die Sportler, oder einige Sportler aus schierer Verzweiflung schon da zum Doping greifen. Man hat auch gesehen, dass die Dopingmethoden, Dopingfälle eingebrochen sind, damals als, 1988 war's glaub ich, als so Leute wie Ben Johnson aufgeflogen sind wegen Doping und dann Kontrollen eingeführt wurden, dann hat man gesehen, dass durchaus die vorher zu beobachtende lineare Leistungssteigerung im wesentlichen - im 100 Meter Lauf, 10000 Meter Lauf und im Kugelstossen - dann plötzlich einen Stillstand oder sogar einen kleinen Einbruch erfahren hat. Hat schon was zu sagen.
W.B. : Naja, jetzt in China hat's aber ganz schön wieder gerappelt da, ne. O.S. : Ja.
ja, da hat's gerappelt. W.B. : Der ist doch zu Fuß gegangen da, der 100 Meter Läufer.
O.S. : Der 100 Meter Läufer ist zu Fuß gegangen. Wobei, ich bin also der letzte der dem jetzt direkt Doping unterstellt. Der ist ja auch oft mal kontrolliert worden. Wenn Sie eben, haben Sie 14 Goldmedaillen von den Herrn Phelps angesprochen, da habe ich einen interessanten Bericht gelesen, in der Sunday Times aus London auf dem Rückflug von irgendwoher. Da wurde halt festgestellt und das trägt natürlich auch einen Teil dazu bei, dass dieser Herr Phelps dann eher gut geeignet ist fürs Schwimmen. Der habe Hände wie Paddel, kurze Unterschenkel und alles also vom Körperbau her in einer Weise, wie es nicht dopingmäßig anerzogen, wie es ein anderer Mensch halt nicht macht, nicht hat. Und ist halt völlig fixiert aufs Schwimmen. Ich könnte mir vorstellen, dass das zumindest ein Großteil zu seiner Leistung beigetragen hat. Also das, dem würde ich die 14 Goldmedaillen nicht mal als Doping unbedingt anrechnen.
W.B. : Ja.
So, vielen Dank. Es ist aber so, dass wir, die wir darüber gesprochen haben, nicht in der Lage sind, eine Goldmedaille zu gewinnen, schätze ich mal.
O.S. : Ne, das auf keinen Fall.
W.B. : Sind sie ein großer Sportler?
O.S. : Ich fahre amateurhaft Fahrrad, bedaure aber immer, dass ich zu langsam bin.
W.B. : Ah ha. Aber schöne Messgeräte dabei, wenn Sie unterwegs sind.
O.S. : Äh, brauch ich... Ne, die will ich da eigentlich nicht haben. Weil ich sonst eben merke, dass ich noch schlechter bin, wie ich mich selbst schon fühle.
W.B. : Ja, vielen Dank.
O.S. : Nichts zu danken.
[Erkennungsmelodie] W.R. : Da habe ich letztens wieder einige Mails bekommen aus China. Man höre und staune. Da sind einige User, die immer wieder unsere Sendung hören und auch darauf reagieren. Und dieser eine, ganz besondere, ich nenne ihn mal Bär. Er wird schon wissen, wer gemeint ist und warum er gemeint ist, der hat da geschrieben, dass was wir mit dem Dr. Rakow gemacht hatten, da diese Sendung über China, das sei wahrscheinlich der Auslöser dafür gewesen, dass er jetzt unsere Sachen nicht mehr downloaden kann.
W.B. : Ach, ja.
W.R. : Er kommt nicht mehr ins Forum. Er kommt nicht mehr auf die Homepage. Er kann nichts mehr laden. Nur über Youtube geht es im Moment noch, das Loch haben sie wohl noch nicht gefunden. Aber er kommt natürlich auch über Umwege da rein und es gelingt schon.
W.B. : Wie sind denn die Umwege, denn da? Ich kann mir vorstellen, dass die Chinesen da ziemlich radikal sind. Und die Umwege sich auch ausdenken.
W.R. : Also ich hab Andeutungen davon gehört und so. Aber die Jungs die da in China sitzen und unsere Sendung mithören und dann entscheiden, dass man das nicht mehr hören darf in China. Hör mal, wir sind doch wirklich harmlos. Wir haben noch nie was böses gesagt über euch und nur weil wir mal jemanden gesprochen haben, und mal so die Mentalität ein bisschen beleuchtet hat, hört doch auf damit. Lasst doch eure Leute genau so wie die aus Europa, die bei euch arbeiten, die euch ja auch Know-How bringen, die Informationen von uns weiterhören. Wäre ein toller Zug, wenn ich demnächst hören würde, ist wieder aufgemacht worden.
W.B. : Meinst du die verstehen Deutsch da?
W.R. : Na, sonst könnten sie doch uns nicht sperren.
W.B. : Ah so, ja, ja. Eine bestimmte Logik hat das schon.
W.R. : Denk ich mir. Ist ja von mir.
W.B. : Ja, aber obwohl der Peter Welchering hat uns ja damals schon gesagt, dass wir nicht so beliebt sind in China. Das hat er da schon erfahren, als er da war.
W.R. : Naja, manch einer in Deutschland liebt uns auch nicht.
W.B. : Ja.
Ich kenn sogar ein paar.
W.R. : Echt?
W.B. : Ja, ja, ja, ja.
W.R. : Du hast Feinde?
W.B. : Ja.
W.R. : Na, das glaube ich aber kaum.
W.B. : Ja.
W.R. : Ja, hast du ein iPhone?
W.B. : Nein.
W.R. : Warum nicht?
W.B. : Ich... Wenn ich eins hätte, hätte ich schon längst gesagt. Dann würden nämlich einige Leute aufhören zu nörgeln, dass wir das iPhone immer so mies machen.
W.R. : Naja, wenn du eins hättest, dann hättest du schon längst Kaffee oder Wein reingeschüttet.
W.B. : Du, ich bin jetzt drei Monate unfallfrei.
W.R. : Na, nö, das stimmt ja nicht. Du hast ja erst vor einem Monat wieder irgendwas geholt. Also komm. Ja, das iPhone selbst, da gibt es einige Funktionen drin, dass man quasi alles das, was du als Benutzer gemacht hast, mit einer bestimmten Software wieder herausholen kann, nachvollziehen kann. Das iPhone macht selbst Screenshots wenn es den Bildschirm wechselt, verkleinert und so etwas. So und diese Screenshots werden im iPhone und bleiben im iPhone gespeichert. Und mittlerweile geistert auch wiederum Software durch das Internet, dass man solche Sachen rausholen kann. Ganz besonders daran interessiert sind natürlich die Leute, die Strafverfolgung irgendeiner Art betreiben oder die der Meinung sind, dass man alles, was der Bürger hat bei uns hat und tut kontrollieren müßte.
W.B. : Die freuen sich darüber, schätze ich, oder?
W.R. : Ja gut, die Kriminalisten, die wollen das ja haben. So und das Auslesen der Daten aus dem Cache, aus der Tastatur oder auch beim Safari Browser zum Beispiel und auf Google Maps angeschaute Orte und alles das, was du da gemacht hast, mit dem iPhone, alles das kann man nachvollziehen. Das heißt, die wissen, was hat denn sich der für Routen angesehen, rausgesucht, wonach, nach welchen Informationen hat denn der gesucht? Das ist sicher so nicht gewollt und nicht bewusst, aber es ist eben eine Lücke , die zeigt, dass man, wenn man neue Produkte auf den Markt bringt, nicht alles vorher...
W.B. : Wieso nicht gewollt? Warum baut man das dann ein? Wenn es nicht gewollt ist.
W.R. : Warum man es so gemacht hat, das weiß ich nicht. Die machen damit, die machen einen Screenshot und machen dann diese Schrumpfeffekte. Du hast es ja gesehen, wie das dann da so aussieht. So. Und damit wird übergeblendet in die nächste Anwendung. Und diese Dinge, die lässt man einfach im Speicher liegen und überschreibt sie erst, wenn zu wenig Speicher da ist. Und das kann man eben auslesen.
W.B. : Und das kann ich auslesen während ich telefoniere mit dem? Oder kann ich das... Irgendwie muss das Ding ja am Netz sein. Also über Telefon wahrscheinlich.
W.R. : Man kann es über Telefon auslesen. So und es gibt also Versuche, man hat, konnte da auslesen, wenn man's Telefon in der Hand hat sowieso, da kommt man direkt dran. Denn diese Sachen bleiben dauerhaft gespeichert, die werden ja gar nicht gelöscht. Das ist ähnlich, wie irgendeine Datei auf dem Computer, die wird auch nicht gelöscht. Nur wenn sie überschrieben wird, dann ist es eben weg. Also ein wahrer Freudenpool, wenn jemand irgendwelche kriminellen Sachen geplant hat und hat sich Wege und Routen angesehen und hat sich Informationen über Personen und Orte beschafft, dann kann die Forensicer hinterher tatsächlich auslesen: Hm, was hat er alles gemacht, was hat er getan, worüber hat er nachgedacht.
W.B. : Aber das Loch soll doch irgendwie im neuen Safari geschlossen sein.
W.R. : Es geht ja hier ums iPhone.
W.B. : Ich habe gelesen, ja, dass Google Chrome auch auf das selbe aufsetzt. Und zwar auf die alte Version, da beim Safari. Und dass man da auch vergessen hat, die neue Version anzusprechen. Irgend sowas war da.
W.R. : Da weiß ich jetzt nicht was so...
W.B. : Na gut. Das wird sich noch rausstellen.
W.R. : Die Engländer, die haben ein neues Übertragungsverfahren für Daten und damit auch Bilder und Informationen und Sprache getestet. Und zwar um damit im Weltall auch im Internet surfen zu können. Das ist ja ein bisschen problematisch. Du fliegst da um die Erde rum, hast immer Abbrüche und so weiter und die übertragen jetzt in speziellen Blöcken mit speziellen Schutzcode und mit Wiederaufsetzcode und das hat funktioniert also ganz gut. Die NASA ist wohl darauf eingestiegen und man will dieses Protokoll jetzt auch bei der NASA einsetzen, für künftige Raumflüge, damit man dort quasi unterbrechungsfrei mit End Over und mit diesen erschwerten Bedingungen, die man da oben hat, dann in der Lage ist, auch an dem weltumspannenden Netz teilzunehmen, wenn man nicht auf der Welt ist.
W.B. : Und wie weit geht das dann? Bis zum Mars oder wie weit geht das?
W.R. : Weiß ich nicht. Wart mal ab bis sie da hinfliegen und dann sehen wir mal.
W.B. : Nächstes Jahr fliege ich zum Mars. Habe ich wenigstens gebucht. Wobei noch nicht feststeht, wie die, wie die also der Flug ist klar, der Preis steht fest aber die, die Gebühren sind noch nicht klar.
W.R. : Na ja. Der Flug kostet drei Cent und die Gebühren 20 Millionen oder was. W.B. : Ja so... 20 Millionen kommst du da nicht hin. Zum Mars. Überleg doch mal.
W.R. : Ja hin. Hin vielleicht. Aber zurück nicht.
W.B. : Wie lange du da fliegst bis du da bist überhaupt.
W.R. : Naja.
W.B. : Aber tolle Bilder kamen da letztens vom Mars, ne. Tolle Bilder.
W.R. : Wir müssen jetzt den Daumen hochtun.
W.B. : Tun wir.
W.R. : Tun wir.
W.B. : Daumen hoch. Und jetzt gehen wir in 'ne Kneipe und behalten ein Bit über. W.R. : Nein, ich geh nicht in die Kneipe und überbehalten in der Kneipe ist ja absurd. Ich geh da hin ums nicht überzubehalten.
W.B. : Ja und dann halt von mir aus zicke-zacke, zicke-zacke, hoi, hoi, hoi.
W.R. : Und ebüb.
[Erkennungsmelodie] Das war Computerclub 2, das Technikmagazin mit Wolfgang Back und Wolfgang Rudolph. Technik: Manfred Kloiber und Arne Wohlgemut Produktion: Anja Arp Eine Internet-Sendung der VoxMundi Medienanstalt Köln 2008