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Peterchens Mondfahrt von Gerdt von Bassewitz, Das Schloss der Nachtfee «Teil 3»

Ein leises Regenrauschen wurde nun hörbar, und eine sehr sonderbare Erscheinung trat vor den Thron; der Regenfritz. Schön war der Regenfritz nicht. So dünn wie ein Lineal war er. Langes, verwaschen blondes Haar hing ihm strähnig über die Triefaugen und die rote, spitze Schnupfennase. Einen mächtigen Regenschirm hatte er zugeklappt unter dem Arm, und sein langer Rock war patschnass von Wasser. Wo er stand, bildete sich sofort auf dem Boden eine Pfütze. Er machte eine linkische Verbeugung vor der Nachtfee, zog seinen alten, triefenden Zylinder und sagte mit einer ölig flötenden, melancholischen Greinstimme: »Drüppelü - tüp - tüp - liebe Fee der Nacht, Sie haben mir gütige Einladung gemacht. Ich bin gerne gekommen - tüp - top - tü - ti!

War ein weiter Ritt auf dem Parapluie.

Hab' zwar im Mai sehr wenig zu tun, Hin und wieder mal drüppeln, meist muss ich ruhn; Hab's aber eben noch erreicht Und fünfzig neue Leider milde durchweicht, An siebzehn Stellen sanft durch die Decke geregnet, Tische, Stühle und Betten mit Pfützen gesegnet, Zwölf Landpartien freundlich berieselt, Zweihundert Kinderchen haben's mit Schnupfen benieselt; Dreizehn Handwerksburschen, bis aufs Hemd, Habe ich liebevoll durchschwemmt. Nun ja, man muss eben zufrieden sein, Der Mai ist trocken, die Arbeit klein.« Die Nachtfee ermahnte diesen seltsamen Gast, nachdem sie ihn begrüßt hatte, auf der Erde nicht nur Possen und Unsinn zu treiben, sondern auch Gutes zu tun und die Gärten und Felder ordentlich zu begießen. Und dann bat sie ihn, hier in ihrem Saal das Regnen ein wenig zu unterdrücken und keine Pfützen zu rieseln. Der Regenfritz versprach's und setzte sich zur Wolkenfrau. Seit einiger Zeit hatte man schon ein fernes Brausen gehört, das immer näher heranschwoll. Plötzlich flatterten alle Schleier und Nebelfahnen im Saal, die Wolkenwände bewegten sich leise, denn der Sturmriese fuhr in den Raum, schwarz und riesengroß, mit ungeheuren, den Boden fegenden Flügeln. In seiner Faust hielt er einen abgerissenen Eichenast; den schwenkte er zum Willkommen und brüllte, während sein mächtiger Bart wie eine schwarze Wolke um ihn her wehte: »Puh - da bin ich! Komme vom Ozean!

Schnallte meine schnellsten Flügel an!

Bin wie der Teufel durch die Luft gesaust, Durch Gebirg und Urwald herangebraust! Ließ auf dem Flug mir keine Zeit, Weil Ihre Einladung mich furchtbar freut! Habe nicht Wind- noch Wasserhose angezogen; Sie müssen verzeihen, bin so geflogen!« Er hatte wirklich gar nichts an; nicht einmal den neuen Wüstenwirbelwetterhut oder die Föhnstiefel. Darum musste er sich jetzt hinter die Wolkenfrau setzen, nachdem er mit vielem Getöse den Donnermann, die Blitzhexe und die Windliese, sein Weib, begrüßt hatte.

Nun kamen die drei Eisgeschwister. Als erster der Hagelhans mit seiner riesigen Trommel. Er hatte ein blaues Gesicht und kugelrunde, glashelle Augen, in denen grüne Funken brannten. Sein Haar war weiß wie Schnee, und seine Uniform war blitzend von Hagelperlen. Als er eintrat, wurde es kühl, und der Regenfritz fing an zu niesen. Er konnte den Hagelhans nicht besonders leiden, weil der ihm immer beim Begießen ins Handwerk pfuschte. Der Hagelhans klappte vor dem Thron der Nachtfee militärisch mit den Hacken, schlug einen Wirbel zur Begrüßung auf seiner Trommel und schnarrte mit einer Stimme, die wie das Rasseln von Eisenketten klang: »Klirrrr - der Hagelhans ist zur Stelle! Hat viel zu tun in der Mittagshelle; Muss in den heißen Frühlingstagen Die Ehre des Winters zu Ansehn tragen! Tut's gern, ist ihm eine dienstliche Pflicht, Kennt Mitleid mit Blumen und Saaten nicht, Zerschmettert all den albernen Kram, Wo er ihm in die Marschrichtung kam; Schießt mit tausend Flinten zu gleicher Zeit, Trifft sicher, ist gegen alles gefeit; Kennt kein sanftsäuselndes Betragen, Hat immer alles kurz und klein geschlagen; Ist gründlich in seinem Dienstrevier; Nachts hat er Urlaub - jetzt ist er hier!«

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Ein leises Regenrauschen wurde nun hörbar, und eine sehr sonderbare Erscheinung trat vor den Thron; der Regenfritz. Schön war der Regenfritz nicht. So dünn wie ein Lineal war er. Langes, verwaschen blondes Haar hing ihm strähnig über die Triefaugen und die rote, spitze Schnupfennase. Einen mächtigen Regenschirm hatte er zugeklappt unter dem Arm, und sein langer Rock war patschnass von Wasser. Wo er stand, bildete sich sofort auf dem Boden eine Pfütze. Er machte eine linkische Verbeugung vor der Nachtfee, zog seinen alten, triefenden Zylinder und sagte mit einer ölig flötenden, melancholischen Greinstimme:

 

»Drüppelü - tüp - tüp - liebe Fee der Nacht,

Sie haben mir gütige Einladung gemacht.

Ich bin gerne gekommen - tüp - top - tü - ti!

War ein weiter Ritt auf dem Parapluie.

Hab' zwar im Mai sehr wenig zu tun,

Hin und wieder mal drüppeln, meist muss ich ruhn;

Hab's aber eben noch erreicht

Und fünfzig neue Leider milde durchweicht,

An siebzehn Stellen sanft durch die Decke geregnet,

Tische, Stühle und Betten mit Pfützen gesegnet,

Zwölf Landpartien freundlich berieselt,

Zweihundert Kinderchen haben's mit Schnupfen benieselt;

Dreizehn Handwerksburschen, bis aufs Hemd,

Habe ich liebevoll durchschwemmt.

Nun ja, man muss eben zufrieden sein,

Der Mai ist trocken, die Arbeit klein.«

 

Die Nachtfee ermahnte diesen seltsamen Gast, nachdem sie ihn begrüßt hatte, auf der Erde nicht nur Possen und Unsinn zu treiben, sondern auch Gutes zu tun und die Gärten und Felder ordentlich zu begießen. Und dann bat sie ihn, hier in ihrem Saal das Regnen ein wenig zu unterdrücken und keine Pfützen zu rieseln. Der Regenfritz versprach's und setzte sich zur Wolkenfrau. Seit einiger Zeit hatte man schon ein fernes Brausen gehört, das immer näher heranschwoll. Plötzlich flatterten alle Schleier und Nebelfahnen im Saal, die Wolkenwände bewegten sich leise, denn der Sturmriese fuhr in den Raum, schwarz und riesengroß, mit ungeheuren, den Boden fegenden Flügeln. In seiner Faust hielt er einen abgerissenen Eichenast; den schwenkte er zum Willkommen und brüllte, während sein mächtiger Bart wie eine schwarze Wolke um ihn her wehte:

 

»Puh - da bin ich! Komme vom Ozean!

Schnallte meine schnellsten Flügel an!

Bin wie der Teufel durch die Luft gesaust,

Durch Gebirg und Urwald herangebraust!

Ließ auf dem Flug mir keine Zeit,

Weil Ihre Einladung mich furchtbar freut!

Habe nicht Wind- noch Wasserhose angezogen;

Sie müssen verzeihen, bin so geflogen!«

 

Er hatte wirklich gar nichts an; nicht einmal den neuen Wüstenwirbelwetterhut oder die Föhnstiefel. Darum musste er sich jetzt hinter die Wolkenfrau setzen, nachdem er mit vielem Getöse den Donnermann, die Blitzhexe und die Windliese, sein Weib, begrüßt hatte.

 

Nun kamen die drei Eisgeschwister. Als erster der Hagelhans mit seiner riesigen Trommel. Er hatte ein blaues Gesicht und kugelrunde, glashelle Augen, in denen grüne Funken brannten. Sein Haar war weiß wie Schnee, und seine Uniform war blitzend von Hagelperlen. Als er eintrat, wurde es kühl, und der Regenfritz fing an zu niesen. Er konnte den Hagelhans nicht besonders leiden, weil der ihm immer beim Begießen ins Handwerk pfuschte. Der Hagelhans klappte vor dem Thron der Nachtfee militärisch mit den Hacken, schlug einen Wirbel zur Begrüßung auf seiner Trommel und schnarrte mit einer Stimme, die wie das Rasseln von Eisenketten klang:

 

»Klirrrr - der Hagelhans ist zur Stelle!

Hat viel zu tun in der Mittagshelle;

Muss in den heißen Frühlingstagen

Die Ehre des Winters zu Ansehn tragen!

Tut's gern, ist ihm eine dienstliche Pflicht,

Kennt Mitleid mit Blumen und Saaten nicht,

Zerschmettert all den albernen Kram,

Wo er ihm in die Marschrichtung kam;

Schießt mit tausend Flinten zu gleicher Zeit,

Trifft sicher, ist gegen alles gefeit;

Kennt kein sanftsäuselndes Betragen,

Hat immer alles kurz und klein geschlagen;

Ist gründlich in seinem Dienstrevier;

Nachts hat er Urlaub - jetzt ist er hier!«