‚Karneval' – Deutschland, ein Land voller ‚Narren'
Wir sind mitten in der Karnevalszeit, der ‚fünften Jahreszeit'. Keine Angst, die ‚fünfte Jahreszeit' gibt es nicht wirklich. Die Karnevalszeit beginnt am Donnerstag in der Woche vor Aschermittwoch und endet am Aschermittwoch. Für den Aschermittwoch gibt es kein festes Datum. Aschermittwoch liegt etwa sechs Wochen vor Ostern und Ostern ist ein Feiertag, der jedes Jahr an einem anderen Datum gefeiert wird. Aber das ist ein Thema für einen anderen Podcast.
Der Donnerstag in der Woche vor Aschermittwoch wird auch ‚Weiberfastnacht', ‚Altweiberfastnacht' oder einfach nur ‚Altweiber' genannt. An ‚Weiberfastnacht' wird der sogenannte ‚Straßenkarneval' eingeläutet, es wird ab jetzt nicht mehr nur im Saal gefeiert, sondern es gibt ab ‚Weiberfastnacht' die ‚Karnevalsumzüge', bunt geschmückte Anhänger, die von einem Fahrzeug gezogen werden. Auf den Anhängern stehen die ‚Jecken'. Jecken oder Narren nennen sich die Menschen selber, die sich verkleiden und ausgelassen Karneval feiern. Jecke oder Narr ist in diesem Fall also kein böses Wort. Obwohl, außerhalb der Karnevalszeit sollte man Deutsche nicht Jecke oder Narr nennen. Aber, das ist eine ganz andere Geschichte.
An ‚Weiberfastnacht' wird der eigentliche Karneval schon einmal zur Probe gefeiert. Man könnte ‚Weiberfastnacht' auch als die Generalprobe für den Karneval bezeichnen. An ‚Weiberfastnacht' haben die Frauen und Mädchen in Deutschland das Sagen. Wobei: bestimmen unsere Frauen nicht das ganze Jahr über, was geschieht? Nun, zumindest ist das in meiner Familie der Fall. Und: Deutschland wird doch im Augenblick von einer Frau regiert, oder? Egal, ‚an Weiberfastnacht' bestimmen die Frauen und Mädchen, zumindest in den Karnevals Hochburgen und bei mir zu Hause. In Köln gab es vor langer Zeit die Sitte, dass sich Frauen und Mädchen gegenseitig die Mützen vom Kopf ziehen. Das hört sich schon ein wenig merkwürdig an. Aber, ist die heutige Sitte, Männern an ‚Fastnacht' die Krawatte abzuschneiden, nicht auch merkwürdig. Ich denke schon, aber das ist eben Karneval.
Karneval wird nicht überall in Deutschland so stark gefeiert, wie beispielsweise in bekannten Städten wie Köln und Düsseldorf. Köln und Düsseldorf sind sogenannte ‚Hochburgen des Karnevals'. Hier wird Karneval von vielen wie ein Volksfest gefeiert.
Überall in Deutschland und den angrenzenden europäischen Nachbarn wird ebenfalls Karneval gefeiert, dort heißt er aber meistens anders. Fasching, Fastnacht, Fasnacht, Fassenacht oder Fastleabend ist nur eine kleine Auswahl, wie der Karneval in Deutschland oder bei seinen Nachbarn auch genannt wird.
Die Bezeichnung Fastnacht und seine Abwandlungen stammt übrigens vom Wort ‚fasten' was nichts anderes bedeutet, als freiwillig zu hungern oder auf bestimmte Sachen wie Süßigkeiten, Alkohol oder Zigaretten zu verzichten. Das Fasten oder die Fastenzeit, die Zeit zwischen Aschermittwoch und Karfreitag, geht auf eine christliche Sitte zurück. Mit Fastnacht oder Fastleabend ist also nichts anderes gemeint, als der Abend oder die Nacht vor der Fastenzeit. Also eigentlich nur der Aschermittwoch, an dem alle Lebensmittel auf einmal aufgegessen wurden, um die lange Fastenzeit bis Ostern durchzustehen.
Das Wort Karneval geht auf den lateinischen Begriff ‚carne vale' zurück. ‚Carne' ist dabei das lateinische Wort für ‚Fleisch' und ‚vale' heißt so etwas wie ‚Lebe wohl'. Auch der Karneval steht für die Fastenzeit, in der bis Ostern kein Fleisch gegessen werden darf.
Aber sind jetzt alle Menschen Narren oder närrisch, nur weil sie so ausgelassen Karneval feiern. Wahrscheinlich ja. Aber, wie heißt es in einem deutschen Sprichwort: ‚Man soll die Feste feiern, wie sie fallen'. Man soll feiern, so oft es geht auch ohne einen speziellen Grund. Noch besser, wenn wir einen Grund zum Feiern haben. Wie den Karneval.
Lassen wir die Menschen doch froh und ausgelassen sein, sich nett verkleiden und zusammen auf den Straßen ihrer Stadt feiern. Dagegen ist nichts einzuwenden. Hauptsache, wir haben noch etwas zu feiern, sind fröhlich und gut gelaunt und feiern zusammen. Niemand sollte sich davon stören lassen und lieber einfach mitfeiern - meint Horst Sobieroy aus der Karnevalshochburg Münster.
In diesem Sinne: Helau und Alaaf!