- 2. Teil
Eine sehr widerstrebend lernende Frau 2. Teil Kurz nach meinem 21. Geburtstag beschloss ich, es noch einmal mit Englisch zu versuchen. Ich wollte nämlich mit einer Freundin nach New York. Nun, wir haben's nie geschafft, aber ich habe meinen Berlitz-Lehrer geheiratet! Er wollte sein Deutsch verbessern und ich war die einzige, die darauf bestand mit ihm Deutsch zu sprechen, wegen meiner Heidenangst davor Englisch sprechen zu müssen. Es wird ihm wohl gefallen haben, da er mir bald einen Heiratsantrag stellte und ich muss wohl „Ja“ gesagt haben, denn ein Jahr später befand ich mich zum ersten Mal im Vereinigten Königreich. Entsetzlich!!! Das Essen, die Sprache (Bristolian ist sowieso schwer zu verstehen und Dosenerbsen färbten die Kartoffeln auf dem Teller grün), durch und durch entsetzlich.
Da ich nun immer noch nicht Englisch mit meinem Mann sprach, musste ich es woanders versuchen. Ich las die Zeitungen sehr gründlich und notierte mir die Wörter, die mir interessant erschienen. Radio und Kinderfernsehen von der BBC waren weitere Quellen. Ich versuchte es mit der Volkshochschule, aber das war nichts für mich, wir alle waren Ausländer und es erschien mir ziemlich sinnlos. Ich suchte mir einen Job. Mir tun die armen Käufer zu jener Weihnachtszeit in Bristol immer noch Leid. Ich bediente an der „Weihnachtsschmuck“ Auslage und bis heute weiß ich nicht, wie viele verkehrte Weihnachtsdekorationen ich dort verkauft habe oder wie oft ich das falsche Wechselgeld zurückgegeben habe. Die Briten benutzten damals noch Pfund, Schilling und Pence. Es gab zwölf von jenen in einem von denen und zwanzig von denen in einem von jenen, oder andersrum. Es war traumatisch. Zählen Sie sich zu den Glücklichen, wenn Sie nicht in der Währung zählen mussten. Es war eine große Erleichterung für mich, als es sich dann änderte, bald nach meinem Versuch die britische Wirtschaft in den Ruin zu treiben.
Also beschloss ich, mir das Tippen beizubringen. Büroarbeit musste einfacher sein. Ich lieh mir eine Schreibmaschine aus und startete meine gloriose Laufbahn als Zeitkraft. Sie führte zu großen Dingen und eins war, dass ich keine Scheu mehr hatte, mit meinem Mann Englisch zu sprechen. Seltsamerweise wollte er auf Deutsch weitermachen.