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Peterchens Mondfahrt von Gerdt von Bassewitz, Das Schloss der Nachtfee «Teil 4»

Die Nachtfee liebte zwar die Arbeit dieses strengen Herrn nicht besonders; aber, da er zu den Eisgeschwistern gehörte und ein vornehmer Himmelsfürst war, lud sie ihn stets zu ihren Festen und grüßte ihn auch jetzt mit höflichem Verneigen.

Kaum hatte er auf seinem Stuhl neben dem Sturmriesen Platz genommen, so kam seine Schwester Frau Holle herein. Rundlich und weiß von oben bis unten war sie und sah eigentlich aus wie ein großes, wandelndes Bett mit zwei dicken, weichen Pantoffelfüßen. Immerfort ging ihr ein weißer Nebel vom Munde, besonders, wenn sie gähnte; und sie gähnte nämlich schrecklich viel, weil sie müde war, denn im Frühling schlief sie sonst meistens. Nun verneigte sie sich vor der Nachtfee und sagte ihren Gruß. Dabei stiebten ihr dichte Flocken aus den Röcken. Man verstand auch, was sie sprach, aber eigentlich war es lautlos gehaucht: »Frau Holle ist da! Frau Holle ist da!

Hab's beinah verschlafen, Frau Nachtfee - jaja! Ich halte schon meine Sommerruhe Am Nordpol. Meine Bettentruhe Ist sorgsam vor der Sonne verschlossen; Sie hat unverschämt mit Strahlen geschossen. Ich musste tief in das Eisschloss fliehen, Um mich nicht zu verbrühen, ja ja, zu verbrühen! Dort schlief ich wie sieben Murmeltiere.

Weckt' ein Sternchen mich und brachte mir Ihre Einladung zu dem großen Empfang. Besten Dank, liebe Base, besten Dank, besten Dank!« Und wieder knickste sie, und wieder stob ihr eine Wolke von Schneeflocken aus den Röcken. Die Nachtfee reichte ihr die Hand und sagte, dass es Schlagsahne auf Eis geben würde. Das aß Frau Holle schrecklich gern, und höchst vergnügt segelte sie zu ihrem Stuhl neben dem Hagelhans.

Da kam auch schon der Eismax heran, der dritte der Eisgeschwister. Mit klirrenden Sporen und tausend klingenden, funkelnden Eiskristallen an seiner Montur schritt er zum Thron. Er schlug die Sporen zusammen, grüßte militärisch vor der Nachtfee und schnarrte: »Gnädigste Nachtfee, melde jehorsamst zur Stelle! Jereist mit jletscherhafter Schnelle.

Zwar für mich unjewöhnliche Zeit; Aber doch eisbärenmäßig jefreut! Wo alle sich zum Empfang einstellen, Darf Eismax selbstverständlich nich fehlen. Bitte erjebenst, eines nur: Etwas jekühlte Temperatur' Und die Sonne, das jreuliche Weib, Mir nich so nahe uff'n Leib. Kann die Person durchaus nicht vertragen, Krieje Triefaugen und weichen Kragen, Janzer Anzug schlägt Jammerfalten, Kann Monokel nich mehr halten. Unausstehlich! ... Na, überhaupt, Denke, dass mir das jeder glaubt!« Nachdem die Nachtfee ihm versichert hatte, dass er kühl und luftig, weit ab von der Sonne sitzen solle, klirrte er salutierend wieder mit den Sporen und legte ein blitzendes Eisblumensträußchen auf die Thronstufen. Dann ging er von Platz zu Platz, machte den Anwesenden seine ritterliche Verbeugung und setzte sich schließlich, nachdem er sich auch den hübschen Sternenmädchen am Thron der Nachtfee vorgestellt hatte, auf die andere Seite der Frau Holle.

Jetzt quakte und patschelte es draußen: der Wassermann kam nämlich angeschlurft. Für den war es gewiss eine weite Fahrt gewesen. Er sah auch sehr angestrengt aus, als er nun auf seinen breiten Entenfüßen hereinwatschelte und mit den großen Glotzaugen herumstreite wie der Karpfen-Ururgroßpapa auf dem Seegrund.

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Die Nachtfee liebte zwar die Arbeit dieses strengen Herrn nicht besonders; aber, da er zu den Eisgeschwistern gehörte und ein vornehmer Himmelsfürst war, lud sie ihn stets zu ihren Festen und grüßte ihn auch jetzt mit höflichem Verneigen.

Kaum hatte er auf seinem Stuhl neben dem Sturmriesen Platz genommen, so kam seine Schwester Frau Holle herein. Rundlich und weiß von oben bis unten war sie und sah eigentlich aus wie ein großes, wandelndes Bett mit zwei dicken, weichen Pantoffelfüßen. Immerfort ging ihr ein weißer Nebel vom Munde, besonders, wenn sie gähnte; und sie gähnte nämlich schrecklich viel, weil sie müde war, denn im Frühling schlief sie sonst meistens. Nun verneigte sie sich vor der Nachtfee und sagte ihren Gruß. Dabei stiebten ihr dichte Flocken aus den Röcken. Man verstand auch, was sie sprach, aber eigentlich war es lautlos gehaucht:

 

»Frau Holle ist da! Frau Holle ist da!

Hab's beinah verschlafen, Frau Nachtfee - jaja!

Ich halte schon meine Sommerruhe

Am Nordpol. Meine Bettentruhe

Ist sorgsam vor der Sonne verschlossen;

Sie hat unverschämt mit Strahlen geschossen.

Ich musste tief in das Eisschloss fliehen,

Um mich nicht zu verbrühen, ja ja, zu verbrühen!

Dort schlief ich wie sieben Murmeltiere.

Weckt' ein Sternchen mich und brachte mir Ihre

Einladung zu dem großen Empfang.

Besten Dank, liebe Base, besten Dank, besten Dank!«

 

Und wieder knickste sie, und wieder stob ihr eine Wolke von Schneeflocken aus den Röcken. Die Nachtfee reichte ihr die Hand und sagte, dass es Schlagsahne auf Eis geben würde. Das aß Frau Holle schrecklich gern, und höchst vergnügt segelte sie zu ihrem Stuhl neben dem Hagelhans.

Da kam auch schon der Eismax heran, der dritte der Eisgeschwister. Mit klirrenden Sporen und tausend klingenden, funkelnden Eiskristallen an seiner Montur schritt er zum Thron. Er schlug die Sporen zusammen, grüßte militärisch vor der Nachtfee und schnarrte:

 

»Gnädigste Nachtfee, melde jehorsamst zur Stelle!

Jereist mit jletscherhafter Schnelle.

Zwar für mich unjewöhnliche Zeit;

Aber doch eisbärenmäßig jefreut!

Wo alle sich zum Empfang einstellen,

Darf Eismax selbstverständlich nich fehlen.

Bitte erjebenst, eines nur:

Etwas jekühlte Temperatur'

Und die Sonne, das jreuliche Weib,

Mir nich so nahe uff'n Leib.

Kann die Person durchaus nicht vertragen,

Krieje Triefaugen und weichen Kragen,

Janzer Anzug schlägt Jammerfalten,

Kann Monokel nich mehr halten.

Unausstehlich! ... Na, überhaupt,

Denke, dass mir das jeder glaubt!«

 

Nachdem die Nachtfee ihm versichert hatte, dass er kühl und luftig, weit ab von der Sonne sitzen solle, klirrte er salutierend wieder mit den Sporen und legte ein blitzendes Eisblumensträußchen auf die Thronstufen. Dann ging er von Platz zu Platz, machte den Anwesenden seine ritterliche Verbeugung und setzte sich schließlich, nachdem er sich auch den hübschen Sternenmädchen am Thron der Nachtfee vorgestellt hatte, auf die andere Seite der Frau Holle.

Jetzt quakte und patschelte es draußen: der Wassermann kam nämlich angeschlurft. Für den war es gewiss eine weite Fahrt gewesen. Er sah auch sehr angestrengt aus, als er nun auf seinen breiten Entenfüßen hereinwatschelte und mit den großen Glotzaugen herumstreite wie der Karpfen-Ururgroßpapa auf dem Seegrund.