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Das warme Polarland, XII. Kapitel. Weiter nach Norden.

Die Schmerzen, die Eduard in den nächsten Tagen ausstehen mußte, waren sehr groß.

Wonström hatte ihm das Gesicht mit Thran eingerieben und dadurch eine ziemlich schnelle Heilung erzielt. Die Haut löste sich ab und wurde durch eine neue ersetzt. Die Augen waren nicht beschädigt worden, denn instinktiv hatte Eduard dieselben schnell geschlossen. So war er aus der gefährlichen Lage verhältnißmäßig glücklich weggekommen, aber die Angst, die sie beide ausgestanden hatten, war mehr als Todesangst gewesen.

Als der Isbjörn vom Eise zerdrückt wurde, schwebte ihr Leben ebenso in Gefahr als in dem Krater, doch war die Angst nicht mit den Folterqualen zu vergleichen, die sie vor kurzen ausgestanden hatten.

Und Eduard, wie dankte er dem guten Wonström, der sein eigenes Leben eingesetzt hatte, um das seinige zu retten. Doch Wonström wies alle Dankesworte zurück, indem er sagte: "Lieber Freund, du machts zu viel Aufhebens von deiner Rettung; allerdings habe ich dich gerettet, auch habe ich mein Leben eingesetzt, jedoch habe ich das alles zu meinem Eigennutz gethan; denn was sollte ich beginnen, wenn ich allein dastände ohne Gehilfen, ohne Freund, ohne vernünftiges Wesen? Über kurz oder lang wäre auch ich gestorben und verdorben. In solchen Gegenden kann ein Mensch allein nicht leben; er muß zugrunde gehen, wenn die gegenseitige Unterstützung fehlt." Eduard war wieder gesund geworden. Wonström hatte ihn gepflegt wie eine Mutter; etwas besonderes war in den acht Tagen danach auch nicht passiert. Ein Ausbruch des Vulkans, den die Freunde erwarteten, war ausgeblieben und sie dachten an die Weiterreise nach Norden, nach dem warmen Polarlande.

Bevor sie aufbrachen, unternahmen sie erst eine Reise um die kleine Insel, die sie, wie schon erwähnt 'freies Land' getauft hatten. Sie nahmen die Insel auf, machten sich genaue Notizen über Klima, Vegetation und Tierwelt.

Auf der Insel wurden ihnen eine große Mückenart besonders lästig, deren Stich sehr empfindlich schmerzte und starke Geschwulst hinterließ.

Von der Ostküste aus sahen sie ziemlich nahe das Petermannsland sich nach Norden ziehen und zeichneten sie auch dieses so gut und so weit als möglich in ihre Karte ein.

An der Nord-Westküste der Insel sahen sie sich einem anderen Lande ziemlich nahe, und dieses wollten sie mit ihrer Boot-Flottille zu erreichen suchen, um an dessen Küste soweit als möglich nach Norden zu dringen.

Als sie von ihrer Tour heim kamen, stärkten sie sich erst durch einen gesunden Schlaf, dann wurde das Zelt abgebrochen, das Boot, dem alles entnommen war, wieder bepackt und sämtliche Boote im Schlepptau nach dem neuen Lande gesteuert.

Es war der 15. August, als sie aufbrachen. Das Wetter war schön, und ein sanfter Nord-West war ihrer Bootsfahrt sehr günstig. Nach einer vierzehnstündiger Fahrt hatten sie wohlbehalten das neue Land erreicht. Das Kap wo sie landeten nannten sie das 'Hoffnungskap' und das Land 'Spiller-Land'. Hier ankerten sie ihre Boote fest und begaben sich an's Land. Zwei Herden Renntiere kamen neugierig heran, um zu sehen, was für merkwürdige Geschöpfe da wohl an's Land stiegen. Doch bald belehrte sie ein Schuß aus Eduards Büchse, der ein starkes Renntier zu Boden streckte, daß sie es mit gefährlichen Wesen zu thun hatten, die den Donner und Blitz mit sich führten.

Hans, der selbstverständlich auf den Schuß sofort das getroffene Renntier vollends erwürgte, jagte durch sein Beginnen die übrigen in die Flucht.

Als sich alle drei an dem Renntier gesättigt und ein wenig ausgeruht hatten, brachen sie wieder auf. Sie steuerten ihre Boote längs der Küste nach Norden und nahmen dabei so gut wie möglich die Grenzen dieses neuen Landes auf.

So überschritten sie am 20. August den 85. Grad nördlicher Breite.

An den Ufern der passieren Länder hatten sie verschiedene Tiere sehen können, so daß sie bezeugen konnten, daß der Tierreichtum gegen Norden zu wieder wachse. Ebenso kam ihnen das Gras und das Moos größer und üppiger vor. Eis umlagerte die Küste nur in kleinen Schollen, und das Meer war, soweit ihr Auge reichte, eisfrei.

"Ganz entschieden," sprach Wonström, "kommen wir in milderes Klima, je weiter wir nach dem Norden vordringen, und ich glaube ganz bestimmt, daß wir bald das gepriesene Land erreichen werden. In dem sogenannten eisfreien Polarbecken sind wir schon und nach dem Nordpol haben wir nur noch 5 Grad, das ist eine Strecke wie ungefähr von Hamburg nach Fredrikshald." Wenn Wonström so und ähnlich sprach, da glänzten die blauen Augen Eduard's vor Stolz und Freude, und in Gedanken zählte er sich dann zu den größten Männern seiner Zeit. Ohne großen Aufenthalt an der Küste segelten sie weiter. Als sie den 86. Grad nördlicher Breite überschritten hatten, bog das Land nach Nord-Westen um.

Das Petermannsland hatten sie schon vom 85. Grad aus nicht mehr gesehen und nahmen an, daß es von da an nach Osten laufe.

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Die Schmerzen, die Eduard in den nächsten Tagen ausstehen mußte, waren sehr groß.

Wonström hatte ihm das Gesicht mit Thran eingerieben und dadurch eine ziemlich schnelle Heilung erzielt. Die Haut löste sich ab und wurde durch eine neue ersetzt. Die Augen waren nicht beschädigt worden, denn instinktiv hatte Eduard dieselben schnell geschlossen. So war er aus der gefährlichen Lage verhältnißmäßig glücklich weggekommen, aber die Angst, die sie beide ausgestanden hatten, war mehr als Todesangst gewesen.

Als der Isbjörn vom Eise zerdrückt wurde, schwebte ihr Leben ebenso in Gefahr als in dem Krater, doch war die Angst nicht mit den Folterqualen zu vergleichen, die sie vor kurzen ausgestanden hatten.

Und Eduard, wie dankte er dem guten Wonström, der sein eigenes Leben eingesetzt hatte, um das seinige zu retten. Doch Wonström wies alle Dankesworte zurück, indem er sagte: "Lieber Freund, du machts zu viel Aufhebens von deiner Rettung; allerdings habe ich dich gerettet, auch habe ich mein Leben eingesetzt, jedoch habe ich das alles zu meinem Eigennutz gethan; denn was sollte ich beginnen, wenn ich allein dastände ohne Gehilfen, ohne Freund, ohne vernünftiges Wesen? Über kurz oder lang wäre auch ich gestorben und verdorben. In solchen Gegenden kann ein Mensch allein nicht leben; er muß zugrunde gehen, wenn die gegenseitige Unterstützung fehlt."

Eduard war wieder gesund geworden. Wonström hatte ihn gepflegt wie eine Mutter; etwas besonderes war in den acht Tagen danach auch nicht passiert. Ein Ausbruch des Vulkans, den die Freunde erwarteten, war ausgeblieben und sie dachten an die Weiterreise nach Norden, nach dem warmen Polarlande.

Bevor sie aufbrachen, unternahmen sie erst eine Reise um die kleine Insel, die sie, wie schon erwähnt 'freies Land' getauft hatten. Sie nahmen die Insel auf, machten sich genaue Notizen über Klima, Vegetation und Tierwelt.

Auf der Insel wurden ihnen eine große Mückenart besonders lästig, deren Stich sehr empfindlich schmerzte und starke Geschwulst hinterließ.

Von der Ostküste aus sahen sie ziemlich nahe das Petermannsland sich nach Norden ziehen und zeichneten sie auch dieses so gut und so weit als möglich in ihre Karte ein.

An der Nord-Westküste der Insel sahen sie sich einem anderen Lande ziemlich nahe, und dieses wollten sie mit ihrer Boot-Flottille zu erreichen suchen, um an dessen Küste soweit als möglich nach Norden zu dringen.

Als sie von ihrer Tour heim kamen, stärkten sie sich erst durch einen gesunden Schlaf, dann wurde das Zelt abgebrochen, das Boot, dem alles entnommen war, wieder bepackt und sämtliche Boote im Schlepptau nach dem neuen Lande gesteuert.

Es war der 15. August, als sie aufbrachen. Das Wetter war schön, und ein sanfter Nord-West war ihrer Bootsfahrt sehr günstig. Nach einer vierzehnstündiger Fahrt hatten sie wohlbehalten das neue Land erreicht. Das Kap wo sie landeten nannten sie das 'Hoffnungskap' und das Land 'Spiller-Land'.

Hier ankerten sie ihre Boote fest und begaben sich an's Land.

Zwei Herden Renntiere kamen neugierig heran, um zu sehen, was für merkwürdige Geschöpfe da wohl an's Land stiegen. Doch bald belehrte sie ein Schuß aus Eduards Büchse, der ein starkes Renntier zu Boden streckte, daß sie es mit gefährlichen Wesen zu thun hatten, die den Donner und Blitz mit sich führten.

Hans, der selbstverständlich auf den Schuß sofort das getroffene Renntier vollends erwürgte, jagte durch sein Beginnen die übrigen in die Flucht.

Als sich alle drei an dem Renntier gesättigt und ein wenig ausgeruht hatten, brachen sie wieder auf. Sie steuerten ihre Boote längs der Küste nach Norden und nahmen dabei so gut wie möglich die Grenzen dieses neuen Landes auf.

So überschritten sie am 20. August den 85. Grad nördlicher Breite.

An den Ufern der passieren Länder hatten sie verschiedene Tiere sehen können, so daß sie bezeugen konnten, daß der Tierreichtum gegen Norden zu wieder wachse. Ebenso kam ihnen das Gras und das Moos größer und üppiger vor. Eis umlagerte die Küste nur in kleinen Schollen, und das Meer war, soweit ihr Auge reichte, eisfrei.

"Ganz entschieden," sprach Wonström, "kommen wir in milderes Klima, je weiter wir nach dem Norden vordringen, und ich glaube ganz bestimmt, daß wir bald das gepriesene Land erreichen werden. In dem sogenannten eisfreien Polarbecken sind wir schon und nach dem Nordpol haben wir nur noch 5 Grad, das ist eine Strecke wie ungefähr von Hamburg nach Fredrikshald."

Wenn Wonström so und ähnlich sprach, da glänzten die blauen Augen Eduard's vor Stolz und Freude, und in Gedanken zählte er sich dann zu den größten Männern seiner Zeit.

Ohne großen Aufenthalt an der Küste segelten sie weiter. Als sie den 86. Grad nördlicher Breite überschritten hatten, bog das Land nach Nord-Westen um.

Das Petermannsland hatten sie schon vom 85. Grad aus nicht mehr gesehen und nahmen an, daß es von da an nach Osten laufe.