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Computer Club Zwei, Folge 125 - vom 08.09.2008

Folge 125 - vom 08.09.2008

Computerclub 2, das Technikmagazin mit Wolfgang Back und Wolfgang Rudolph [Erkennungsmelodie] W.B. : Herzlich willkommen, liebe Zuhörerinnen und liebe Zuhörer. Es ist diesmal die 125. Folge und wir haben ein Thema vorbereitet, Wolfgang, das klingt so ein bisschen als hätten wir heute einen Feiertag. Denn es wird größer, ein längeres Thema werden. Viele Zuschauer oder Zuhörer haben uns ja geschrieben, dass wir ruhig auch ein bisschen was länger erzählen können mit einem Thema, das ausarbeiten können.

W.R. : Na gut. Ich meine, wir haben uns ja eine Persönlichkeit ausgesucht, die in Deutschland nicht unbekannt ist. Vielleicht nicht dem Mann auf der Straße, aber im Firmenbereich hat er doch schon einiges bewegt. Eingestiegen und überhaupt in unsere Gesichtsfeld gedrungen, ist er damals, als er Geschäftsführer von VOBIS wurde. Nachdem Riefing und Freiling quasi sich herausgenommen hatten.

W.B. : In Berlin sitzt am Telefon Dr. Jürgen Rakow. Und er war der Geschäftsführer von VOBIS, er ist noch der Geschäftsführer von VOBIS. Er ist Geschäftsführer von da, er ist Geschäftsführer von da, Herr Dr. Rakow, wo sind Sie überall involviert?

J.R. : Ja, schönen guten Tag erst einmal.

W.R. : Ja, ebenso.

J.R. : Ich bin heute gar nicht mehr Geschäftsführer von VOBIS. Ich bin heute nur noch Gesellschafter zu 33% und mache das mit meinen beiden ehemaligen Vorstandskollegen zusammen und die beiden Kollegen, die haben die Geschäftsführung übernommen. Und ich erlaube mir ein bisschen in der zweiten Reihe beratend tätig zu sein. Ich hab eine ganze Anzahl von Dingen, wo ich im IT-Bereich investiert bin. Das sind so zwei Systemhäuser in Berlin. Dann komm ich mal her. Ich komme ja selber mal aus der Softwareentwicklung und bin dann über das Thema eigentlich Hardware-Dienstleistung-Vernetzung-Troubleshooting-Maintenance also in den Servicebereich, letztlich gesehen in den Handel gekommen. Habe aber diese Wurzel nie verlassen. Habe da sogar im vergangenen Jahr noch ein Unternehmen dazu gekauft. Anfang vergangenen Jahres habe ich eine neue Firma gegründet, die als Hersteller hier in Deutschland auftritt obwohl sie gar keine eigene, eigene Fertigungsanlage hat, sondern Produkte in Fernost, natürlich bevorzugt in der Volksrepublik China, herstellen läßt und unter dem Namen Fukato und Datacask in Deutschland und Europa vermarktet.

W.R. : Warum in China? China hat doch nun eigentlich so den Ruf, dass man die Sachen, die von da kommt oft nicht umweltverträglich sind. Kinderspielzeug zum Beispiel giftig und so. Da muss man doch sicherlich fürchterlich aufpassen, dass die eigene Produkte gut sind. Lohnt sich das?

J.R. : Das ist völlig richtig. Aber der gesamte industrielle Bereich heute kommt ja ohne die verlängerte Werkbank in China gar nicht mehr aus. Das ist ja ganz gleich, ob ich heute Geschirr in Deutschland vermarkten möchte, oder ob ich das tun möchte mit Produkten der IT. Insbesondere die elektronischen Produkte kommen eigentlich zum größten Teil - größter Teil heißt jetzt sagen wir mal zu 90 Prozent - aus dem asiatischen Beschaffungsraum.

W.B. : Ich kann mich noch entsinnen, als mir im Baumarkt erstmals China-Produkte entgegenkamen. Das waren so fürchterlich blechige Werkbanken.

J.R. : Ja.

W.B. : Und so Werkzeugschränke - auch aus Blech - und da mußte man Angst haben, dass die Hämmer, die man drangehängt hat nicht alle runterfallen.

J.R. : Richtig.

W.B. : Damit fing China an. Ich schätze, das sind so fünfzehn Jahre oder so was erst her. Viel länger ist das nicht her. Und jetzt sieht man Netzgeräte made in China, die Laptops made in China. Also die hochwertigsten Sachen kommen alle aus China heutzutage.

J.R. : Ja, da ist ja immer das Bedürfnis da gewesen, Produktionskosten zu reduzieren um wettbewerbsfähiger zu sein, um einen günstigeren Preis anbieten zu können, um höhere Marktanteile zu haben oder worum auch immer. Und so ist natürlich viel Know-how nach Asien getragen worden. Hinterher beklagen wir das dann zwar manchmal aber das ist mir völlig unverständlich. Ich mache das jetzt im fünfzehnten Jahr, dass ich in China auf der Einkaufsseite her tätig bin. Und wenn man sich ein wenig mit der chinesischen Kultur beschäftigt, dann wüsste man, dass der Chinese die Meinung vertritt, dass alles was von Menschen geschaffen wurde auch von allen Menschen verwendet werden kann. Das gilt selbstverständlich für ein Microsoft Windows-Produkt genau so wie für eine Transrapid.

W.B. : Mhm.

W.R. : Das heißt, alles was denen in die Finger fällt, das kann man, um es ganz platt zu sagen, auf deutsch zu sagen, klauen und dann selbst verkaufen, kopieren?

J.R. : Es ist kein kopieren, es ist nach dem Verständnis kein Diebstahl. Es ist ja von Menschen geschaffen und steht allen Menschen zur Verfügung.

W.B. : Also gibt es kein Patentamt in China.

J.R. : Ich weiß... es gibt dort keine solche Behörden die mir bekannt ist, nö.

W.B. : Keine?

J.R. : Also ich wüsste nicht, wo man Urheberrechte. Es gibt, natürlich kann man bestimmte Dinge anmelden, zum Patent oder zum, wie wir sagen würden, Gebrauchsmusterschutz. Das gibt es schon, selbstverständlich. Ja.

Aber das wird nicht... die, die Kultur, das, das Selbstverständnis verändern.

W.B. : Mhm.

Nun ist uns China ja eine ganze Ecke nähergetragen worden jetzt durch die olympischen Spiele. Wir haben vieles erfahren. China - wie die Leute aussehen und wie der Smog aussieht und wenn man alle Autos stoppt, dass dann nicht mehr so viel Smog da ist und dass sie eine perfekte olympische Spiele machen. Dass sie Zensur einführen, dass sie 30000 Leute in der Zensur beschäftigt haben. Alles das...

W.R. : Plus 50000 während der olympischen Spiele.

W.B. : Ja.

50000 die aus der Armee kommen. Also die auch mit zur Zensur mit beitragen. Das sind ja alles komische Sachen, die wir da erfahren haben. Ich habe die olympischen Spiele habe ich deshalb gemieden. Ich habe mir gesagt, das lasse ich mir doch nicht gefallen von denen. Was ist da so los in China?

J.R. : Also was im Augenblick da abgeht ist unglaublich. Das Selbstbewusstsein der Chinesen steigt durch die olympischen Spiele sehr, sehr stark an. Bislang war es ja so üblich, dass der Chinese seine Arbeit, sein Produkt verkaufen wollte und damit das Geschäft abgeschlossen war. Seit einiger Zeit versucht man auch, einen Markennamen zu etablieren, also zur Zeit erlebe ich eine ganze Welle von Unternehmen, die auf einmal Wert darauf legen, ihren chinesischen Namen durchzusetzen. Angefangen von in Vertragspapieren bis hin auf den Produktnamen. Das gab es nicht. Dieses Bewusstsein ist völlig neu. Man hat teilweise amerikanische Namen sich einfach ausgedacht also englisch, englische Begriffe verwendet für die Firmen, die uns dann häufig zum Schmunzeln veranlasst haben. Wenn sich so eine Firma Happy Computer nennt oder sich einfach irgendwelche Begrifflichkeiten aus dem Englischen sich die Firmen als Firmennamen genommen haben.

W.B. : Na ja.

J.R. : Jetzt stellen sie den chinesischen Namen auf einmal.

W.B. : Kennen Sie da so Beispiele? Wie die jetzt heißen?

J.R. : Nein, also da bin ich jetzt... Ich habe keine Chinesischkenntnisse und bin nicht in der Lage, das wirklich seriös wiederzugegen.

W.R. : Aber wie sieht's denn mit der Qualität aus? Wir haben also einige Fälle gehabt, zum Beispiel Autos aus China, die hier in Deutschland getestet worden sind...

J.R. : Ja.

W.R. : ... und wo man nur sagen kann, wenn jemand nun Selbstmord begehen will, möge er dieses Auto bitte kaufen. Oder ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass ich ein Internet-Radio mal zerlegt habe, mal reingesehen habe, made in China, mir sind also, mir ist nichts mehr eingefallen. Das war Technik, die ist bei uns vor zehn Jahren noch nicht mal so primitiv gewesen. Dinge, die heute bei uns mit wenigen Chips und paar externen Bausteinen gemacht würden und in SME, da waren da viele Elektrolitsensoren drin, mechanischer Aufbau war schlecht, Damit kann man doch letztendlich gar nicht auf dem Weltmarkt bestehen. Aber dennoch kommen viele Produkte aus China. Wie ist Ihre Erfahrung der Qualität? Ist das so unterschiedlich oder gibt es da gewisse Trends und Richtungen?

J.R. : Also das ist ein sehr komplexes Thema. Es gibt eigentlich alles, was Sie beschrieben haben oder was man... Es gibt auf der einen Seite durchaus qualitativ hochwertige Produkte. Fangen wir mal an: Warum macht der Chinese oder wie kommt der Chinese überhaupt daran, so ein Produkt herzustellen. Der Chinese ist ja als verlängerte Werkbank benutzt worden. Das heißt, es ist Know-How aus den USA, aus Japan dort hingetragen um dort unter der Anleitung von amerikanischen und japanischen Ingenieuren, auch natürlich der später deutschen Ingenieuren, Produkte zu fertigen. Es sind teilweise Fertigungsanlagen dort hingeschafft worden. Die Leute sind geschult worden. Und dann entwickelt der Chinese aus seinem Naturell her eine Angewohnheit, dass er immer auch parallel ein eigenes Produkt machen will, aus dem soeben gelernten. Diese Produkte sind in der Regel qualitativ ordentlich, weil sie eigentlich unter der Anleitung der Ingenieure auch von den anderen Kontinenten stattgefunden haben, wo man dann dieses Know-How sozusagen weitergetragen hat. Solange das in eine Fabrik bleibt ist das relativ harmlos. Aber dann hat es sich angefangen zu multiplizieren. Das heißt, die chinesischen Ingenieure haben die Fabriken verlassen, haben sich teilweise selbständig gemacht. Haben dann eine eigene Produktion angefangen und haben wieder Produkte gefertigt, die sie kennen gelernt hatten aus diesem Prozess der verlängerten Werkbank. Dass die Fertigung von den Produkten in China stattgefunden hat. Und damit ging dann ein Qualitätsabfall einher, weil die Produkte dann einmal aus Rohmaterial hergestellt werden oder aus Vormaterial, was dann auch in China produziert wurde. Und zum zweiten, das Know-How nicht mehr so eng transferiert wurde, wie es am Anfang war. Und jetzt muss man, wenn man einkauft, erst mal sehen, was hat diese Fabrik für eine Geschichte. Wie viele Entwicklungsingenieure hat die Fabrik? Was können die überhaupt selber entwickeln? Aber das hat sich natürlich in der Zwischenzeit gefestigt. Die Qualität der chinesischen Ingenieure ist natürlich auch im Laufe der letzten fünfzehn Jahre deutlich besser geworden. Wir haben heute durchaus ein gutes Know-How bei chinesischen Ingenieuren. Aber die einzelnen Fertigungsunternehmen sind sehr, sehr vielschichtig und unterschiedlich. Deshalb muss man alles einer Qualitätskontrolle unterziehen. Das heißt, wenn man Produkte produzieren läst, fängt man an, dass man zuerst einmal einige engineer sample hat, die wir hier dann in Deutschland dann testen, zu deutschen Testlabors geben, die wir beauftragen. Aber inzwischen gibt es auch eine Vielzahl von deutschen und amerikanischen, japanischen Testlabors in China, wo man... die man wiederum beauftragen kann, dort die Fertigung laufend zu überwachen.

W.R. : Jetzt frage ich mich auch manchmal, wenn jetzt Produkte aus China kommen, gut, kleine Sachen kann ich verstehen, aber große, schwere Teile, die werden ja hier auch zu unglaublich günstigen Preisen angeboten.

J.R. : Richtig.

W.R. : Die Transportkosten, spielen die denn gar keine große Rolle bei der Preisfindung?

J.R. : Doch, doch. Die Transportkosten spielen eine dramatische Rolle.

W.B. : Immer mehr, nehme ich an.

J.R. : Immer mehr auch, aber das wär jetzt... Nehmen wir mal ein leichtes Produkt. Nehmen wir mal eine Digitalkamera. Digitalkamera ist deshalb ein schönes Beispiel, weil man da auch ein paar andere Dinge dran verstellen kann. In den Digitalkameras sind in der Regel zwei Baugruppen drin, die von japanischen Herstellern stammen. Das heißt, wenn wir über Qualität reden, dann haben wir eigentlich die Schlüsselbaugruppe, einmal der CCD-Sensor und einmal das optische also das, das, das die Mechanik des Objektivs, also des Zoomobjektives und die Optik. In der Regel auch japanischer Zulieferer.

W.B. : Wie lange noch, wie lange noch?

J.R. : Weiß ich nicht. Der japanische Zulieferer lässt das natürlich auch inzwischen entweder in Korea, Malaysia oder in China fertigen. Aber der überwacht die Produktion. So, jetzt haben wir diese Digitalkamera. Die produziert aber der Chinese baut das Gehäuse und macht die Assemblierung und sorgt dafür, dass das Ding dann verpackt ist. Und jetzt haben wir die Situation, dass wir das Ding transportieren müssen. Eine Digitalkamera kostet aktuell jetzt, gibt so saisonale Schwankungen, im Seetransport pro Stück so ganz grob um 3,50$ das Stück. Ja, also $3,50 eine Digitalkamera im Seetransport.

W.B. : ???

J.R. : Entschuldigung, im Lufttransport. Wenn es also im... Die gleiche Kamera kostet im Seetransport 30 cent vielleicht. Also das Verhältnis ist schon so über den großen Daumen 1:10, ja. Und das gleiche gilt halt ob man einen Laptop-Computer kommen lässt oder ob man einen Monitor nimmt oder LCD-TV oder was auch immer sie wollen. Muss man damit rechnen, dass man wenn man das Zeug fliegt, etwa den zehnfachen Preis hat. Aber der Seetransport ist zwar teuer geworden und ist auch bei Monitoren in einer Größenordnung, die durchaus preisrelevant inzwischen ist, aber es ist der Seetransport immer noch sehr günstig.

W.B. : Aber es dauert eben länger, ne, bis es da ist.

J.R. : Der Seetransport dauert immer 28 Tage plus ein bisschen Vorlauf, plus ein bisschen Nachlauf plus die Situation, dass man auf der einen Seite überhaupt ein Schiff bekommen muss plus und dass man auch einen Container haben muss. Also es gibt eigentlich...

W.B. : Eigenen Container? Einen eigenen Container?

J.R. : Nein, die mietet man, aber...

W.B. : Ach so.

J.R. : ...man muss ja erst einmal so ein Ding gemietet bekommen. Wir machen das so, dass wir den uns dass wir uns um den gesamten Transport heute aus Deutschland kümmern. Wir steuern den gesamten Transport aus Deutschland. Das überlassen wir den Chinesen überhaupt nicht. Das heißt, wir holen die Ware an der Fabrik auch wirklich ab, und überwachen den ganzen Transportweg. Das hat eben auch was damit zu tun, dass man entsprechend buchen muss. Die Situation, dass man die Schiffe rechtzeitig vorbuchen muss. Wir brauchen als Transportzeit, müssen wir immer sechs Wochen kalkulieren. weil wir entweder haben wir ein Stück Wartezeit auch oft am Hafen. Manchmal ist auch Hamburg oder Rotterdam überlastet. Dann geht auch da mal drei Tage gar nichts. Also das ist, der Transport ist eine spannende Angelegenheit.

W.B. : Herr Doktor Rakow, Sie haben mir mal erzählt, und zwar ging's da um einen DVD-Player, und irgendwie gab's da ganz komische Zahlen. Was weiß ich, der wurde für 12 Euro glaube ich hergestellt oder verschickt für 12 Euro und dann kommen ja noch die ganzen Abgaben hier in Europa dazu. Also GEMA und was da alles so die Hand aufhält. Haben Sie die Zahlen noch mal parat? Das war nämlich ganz, ganz, ganz irre.

J.R. : Ja, es ist wirklich irre. Also es gab ja mal eine Zeitlang und das war so der Zeitraum wo wir uns unterhalten haben, da waren noch 49 Euro der Verkaufspreis eines DVD-Players in Deutschland.

W.B. : Im Laden.

J.R. : Im Laden.

Und das war schon ein ganz toller Preis glaub ich.

W.B. : Ja, ja.

J.R. : Wir haben häufig Angebote von 29 Euro, 39 Euro. Aber es gibt auch noch ein paar, paar Angebote höher. Trotzdem, das Spannende an dem DVD-Player ist, dass die Lizenzkosten, die man abzuführen hat an die einzelnen Lizenzinhaber, fast den Produktpreis erreichen. Und diese Zahl 12, die Sie da in Erinnerung haben, das ist etwa 12 Dollar Lizenzkosten hat man auf einem einzigen DVD-Player. Wenn Sie davon ausgehen, dass das Gerät dann noch mal so um 20$ im Einkauf kostet, dann haben Sie eigentlich einen Erstellungspreis von 32$ auf dem Gerät. Dafür ist es aber noch nicht transportiert, dafür ist es auch noch nicht eingeführt worden, weil man hat auch noch einen Einfuhrzoll auf dem Gerät. Plus, man hat die Situation, dass man natürlich die Einfahrumsatzsteuer bezahlen muss und dann wollen ja die verschiedenen Handelsstufen vielleicht auch noch ein ganz klein bisschen Marge daran haben.

W.B. : Und der Stein... der Steinbrück auch mit seiner Mehrwertsteuer...

J.R. : Richtig.

W.B. : ... nachher.

J.R. : Richtig.

Das heißt, wenn Sie heute ein Gerät für 29 Euro sehen, dann ist das nicht machbar. Und das ist... Ich traue mich das Geschäft überhaupt nicht mehr zu machen, weil, man muss mit den Lizenzen spielen. Man muss überlegen, wie viel Stücke meldet man und welche Lizenzen meldet man. Leider gibt es auch bei, auf der Lizenz, GEMA-Seite so einige unklare Dinge. Es gibt italienische Organisationen, die von sich behaupten, sie würden den Lizenzinhaber vertreten und wollen dann von Ihnen auch Lizenzen haben. Bieten eine Herrschar von Rechtsanwälten auf und versuchen ihre vermeintlichen Patente durchzusetzen. Wobei manchmal gar nicht geklärt ist, ob die überhaupt tatsächlich das Patent haben und auch den Patentinhaber rechtmäßig vertreten. Besonders beliebt ist da das MP3-Thema. Sie wissen ja, dass vom Fraunhofer-Institut das eigentlich entwickelt wurde.

W.B. : Ja, klar.

J.R. : Und es gibt italienische Organisationen die für das MP3 Lizenz, die für die MP3 Lizenz Geld einsammelt.

W.B. : Aha.

Fängt diese Organisatin mit "M" an oder... J.R. : Nein.

W.B. : ...hört mit "a" auf? J.R. : Nein, die unterhalten sogar einen Messestand auf CeBIT und IFA.

W.B. : Aha.

J.R. : Ja, und schaffen es mit einem kleinen Stab von Anwälten immer über die Messe zu kitteln, bei den Chinesen eine Anzahl an Produkten zu beschlagnahmen.

W.R. : Interessant.

J.R. : Ja.

W.B. : Und wie geht das aus, nachher?

J.R. : Tja, das ist, also die Staatsanwaltschaft ist da häufig sehr stark überfordert, weil sie wirklich stapelweise Schriftsätze zu dem Thema produziert werden müssen nachher. Und man versucht dann immer, die Verfahren so irgendwie auf irgendeinem Einigungswege, auf irgend einem Einigungsweg einzustellen.

W.B. : Jetzt sind wir immer noch ein bisschen in China. Jakimo, Yakumo war doch ihre Firma und ich kann mich entsinnen, dass ich Yakumo Produkte nach kurzer Zeit überall gefunden habe. Also auch in den großen Märkten, Media Markt, und ja überall waren die. Und plötzlich war Yakumo nicht mehr da. Was ist passiert?

J.R. : Also, Yakumo war leider nicht meine Firma. Ich war da der Geschäftsführer und ich... Wir haben damals Yakumo aus der VOBIS als Tochterunternehmen gegründet. Haben eigentlich vorher noch eine andere Unternehmung gehabt, das war die Adam Riesig GmbH, die wir als Großhändler gegründet hatten und es ergab sich dann die Chance, den Markennamen Yakumo, der ja mal von einem Braunschweiger Großhändler erdacht wurde, haben wir die Chance gehabt, den Markennamen Yakumo zu erwerben. Das haben wir auch getan und haben dann eine breite Produktpalette von IT und Consumer Electronic Produkten unter der Marke Yakumo produzieren lassen und in ganz Europa verkauft. Das Problem ist, dass man für dieses Geschäft, wenn es eben auch sehr viel mit dem China-Import arbeitet, sehr großen Kapitalbedarf hat. Und sehr großer Kapitalbedarf bedeutet, man muss Menschen finden, die das Geschäft finanzieren und die auch eine attraktive Verzinsung haben wollen. Nun bedeutet das, attraktive Verzinsung, für diese Menschen keineswegs vielleicht fünf oder acht Prozent, sondern da wird deutlich in zweistelligen Prozentsätzen gedacht. Hinzu kommt, dass ja auch das Geschäft ein Risikogeschäft ist. Das ist ja immer im IT und Consumer Electronic Bereich so, dass man nicht zuviel Bestand haben darf, weil die Bestände sonst in der Regel aufgrund des Preisverfalls weniger wert werden. Und wir haben zwar ein profitables Unternehmen mit Yakumo aufgebaut, aber für unsere Kapitalgeber war das Geschäft einfach nicht rentierlich genug von der Verzinsung ihres eingesetzten Kapitals.

W.B. : Hört man heutzutage öfter, nö? Dass da gängige Firmen plötzlich eingestellt werden, weil, weil es nicht mehr genug ist, was man auf der schwarzen Seite...

J.R. : Richtig.

W.B. : ...hat.

J.R. : Richtig.

Genau das ist es.

Genau das ist es.

W.B. : Warum soll man arbeiten, wenn man auf der Bank mehr Zinsen bekommt als das Geld wenn man dazu noch Arbeit einsetzen muss. Ist klar.

J.R. : Richtig.

W.B. : Und Risiko.

J.R. : Richtig.

W.B. : Wenn ich jetzt irgendwo bin und kaufe mir ein Gerät, sei es ein Computer, sei es ein LC-Display, ein Fernsehgerät oder was auch immer. Und viele dieser Dinge kommen aus China, aus China steht ja auch da drauf. Wie unterscheide ich, als unbedarfter Kunde, ob das ein qualitativ gutes Gerät ist oder ob das irgend so ein nachgebautes Mistgerät ist, wo die da kein Prüffeld da ist, wo was in irgendeiner Hinterhofgarage gefertigt wird. Wie kann ich da mir sicher sein, wenn ich etwas kaufe, dass okay ist?

J.R. : Also Sie können zunächst einmal über eine Anzahl von weichen Faktoren versuchen, sich ein Urteil zu erlauben. Das fängt bei so simplen Dingen an: Ist da eine vernünftige Verpackung dabei? Ist da ein vernünftiges Handbuch dabei? Ist eine Situation da, dass man auch klar erkennbar kann, wird Service geleistet? Gibt es eine Möglichkeit, eine Hotline in Anspruch zu nehmen? Gibt es eine Serviceabwicklung, die dort beschrieben ist? Sind die Unterlagen, machen diese Unterlagen einen seriösen Eindruck? Sieht das Gerät selber vernünftig aus? Also ist das, hat das von der Oberfläche ein vernünftiges Finish?

W.B. : Und ist die Übersetzung, die Übersetzung des Handbuchs einigermassen...

J.R. : Richtig.

W.B. : ...mit einem deutschen Auge gesehen worden.

J.R. : Genau. Genau, genau. Also das, also da bekommt man eigentlich schon als unbedarfter Verbraucher ganz schnell ein Gefühl für, steht hier eine Organisation dahinter, die ein rundes Produkt gemacht hat oder ist das, wie ich zu sagen pflege, einfach ein China-Böller, der einfach in China importiert wurde und dann einfach hier in den Markt geknallt wird. Das gibt es natürlich auch. Kreischbunte Verpackungen, irgendwelche Zettel bloß reingelegt als Handbücher, dann keine klare Servicesituation. Weil das ist das Hauptproblem. Also um erfolgreich hier tätig zu sein, müssen Sie in Deutschland eine Serviceabwicklung haben. Und damit Sie die bezahlen können, müssen Sie vorne für eine vernünftige Qualität sorgen, denn haben Sie die vernünftige Qualität nicht am vorderen Ende können Sie hinten den Service nicht bezahlen, können Sie bloß die Bude noch zumachen.

W.R. : Was ist denn, wenn ich reingefallen bin? Gibt's da eine Möglichkeit zu sagen, ich will mein Geld zurück haben oder kann man sagen also das Produkt ist von einer schlechten Qualität? So einfach ist das doch nicht.

J.R. : Ach, naja. Solange die Firma noch existiert hat man doch gute Chancen. Eine Firma ist ja interessiert da dran, grundsätzlich nicht nur schlechte Presse zu haben. Ich muss da mal aber auch auf die andere Seite den Blick ein wenig lenken. Es gibt natürlich auch unter Umständen Ansprüche von Käufern, die auch in manchen Fällen überzogen sind. Also da bin ich nicht so sicher, ob wir da in Deutschland schon auf beiden Seiten eine vernünftige Kultur entwickelt haben. Zum Beispiel kann ich nicht nach drei Jahren erwarten, den Neupreis des Gerätes von vor drei Jahren ersetzt zu bekommen wenn ich einen Schadensfall habe. Es gibt eine ganz merkwürdige Häufung von Defekten am Ende der Gewährleistungszeit. Da hat man schon manchmal den Eindruck, dass hier ein Servicefall mit Absicht produziert wird. Also ich glaube es gibt leider schwarze Schafe immer auf beiden Seiten. Weil es ja immer auch die gleichen Menschen sind, die letztlich gesehen mit uns zusammenleben.

W.B. : Wie schätzen Sie denn den Anteil von Produkten aus China in einem normalen guten Qualität für die nächsten Jahre ein? Wird der noch deutlich steigen oder gibt es da gar Konkurrenten, die China irgendwann den Rang ablaufen könnten?

J.R. : Naja, die Erde ist ja zum Glück rund. Und wir sind ja dann bei China schon ziemlich hinten angekommen. Also es bewegt sich ja dann irgendwann wieder auf uns zu.

W.B. : Ja, das tut's doch schon. Wir kommen ja schon von Japan.

J.R. : Ja.

W.B. : China ist ja schon wieder näher zu uns.

J.R. : Ja, ja.

W.B. : Ja.

J.R. : Kann man so sehen. Aber es gibt natürlich noch solche solche Länder da gibt's die sehr große Menschenmenge. In Indien gibt es noch, es gibt Vietnam noch, es gibt Nordkorea noch, wo sicherlich sehr viele Dinge sehr preiswert zu machen sind. Also da bin ich noch nicht sicher, dass da schon die Spitze des Preisverfalls erreicht ist. oder des Qualitätsverfalls erreicht ist. Also ich glaube, es geht noch viel schlechter.

W.B. : Und Russland zählen Sie nicht dazu?

J.R. : Ich muss eingestehen, ich habe überhaupt keine Ahnung von Russland.

W.B. : Na ja.

J.R. : Außer dass ich da vielleicht ein paar Städte kenne. Aber ich weiß gar nicht, was da industriell läuft. Ich habe mal einen kleinen Versuch unternommen, das von der Ostseeseite her zu erkunden und da habe ich einige Fernsehfabriken, die inzwischen eben auch sich als LCD-Produzenten vorgestellt haben. Die habe ich besucht. Und das sind so ehemalige Staatsbetriebe, die früher wirklich die Fernsehgeräte - eben Röhrenfernsehgeräte - gebaut haben, die heute auch nichts weiter machen, als dass sie chinesische Komponenten kaufen und die dann dort in der Fabrik assemblieren. Und teilweise halt das Kunststoff selbst spritzen in diesen Fabriken, weil sie eben eine Kunststoffproduktion schon früher brauchten für ihre Röhren-TV-Geräte. Das war von der Qualität her aber auch nicht besser als das was wir aus China kennen. Also das war...

W.R. : Ist diese Entwicklung das Aus für Deutschland, das Aus für Europa für Fertigungsstätten für diese technischen Dinge, die bei uns eigentlich viel mehr Geld kosten?

J.R. : Das kommt drauf an, wie die preisliche Akzeptanz des Produktes ist, was ich hier in Deutschland herstellen möchte. Wir haben ja... unser Vorzeigeindustrieprodukt sind ja schon immer eigentlich so mehr Schwerindustriedinge gewesen, wie Schiffe, waren lange Zeit das Aushängeschild von Deutschland und das, die werden es wieder. Obwohl es heute große Schiffsproduktionen in Korea gibt oder auch in Taiwan gibt werden Spezialschiffe heute eher wieder in Deutschland gebaut. Ich erinnere an die ganzen Passagierschiffe, die sehr gerne in Deutschland gebaut werden, aber auch Spezial-Doppelhöhlentanker oder falls wir ein U-Boot benötigen das man nicht aus dem Weltall orten kann dann müssen Sie das auch in Deutschland kaufen. Das, das kommt wieder. Im Kraftfahrzeugbereich sind wir da sicherlich noch nicht am Ende. Im IT-Bereich haben wir lange Zeit noch Fertigungen von Mainboards gehabt hier auch in Deutschland. Ich glaube das Thema ist durch. Wir werden eher die Entwicklung machen, wir werden eher die Innovationen machen. Aber da sieht's auch nicht so toll aus, weil unser Schulsystem in den letzten zwei Jahrzehnten nicht so starke Investitionen erlebt hatte. Da müßten wir wahrscheinlich auch ein wenig Gas geben und ein bisschen rennen. Aber da hat ja ein Umdenkungsprozess stattgefunden. Man muss sehr sorgfältig abwägen, was kann ich, was kann ich außerhalb von Deutschland produzieren und wozu brauche ich deutsche Qualität.

W.R. : Ich denke, das ist eine sehr, sehr gute Einschätzung und vielleicht sollten einige Leute wach werden und daran denken, dass wir hier in Deutschland denken, dass wir in anderen Ländern fertigen, dass diese internationale Zusammenarbeit für uns in Deutschland wahrscheinlich die beste Chance ist.

W.B. : Ja und so langsam kommen wir doch dazu, dass wir gar nicht mehr so viel denken müssen. Da denken schon mittlerweile die Asiaten auch für uns. Denn wir wissen, dass das gute Ingenieure sind. Die Japaner haben das gezeigt.

J.R. : Richtig.

W.B. : Und die... China war ja nun mal etwas ganz, ganz großes gewesen, wenn man da an die alten Zeiten zurückdenken.

J.R. : Richtig.

W.B. : Und dann die Hunnen, die kamen dann plötzlich auch mal zu uns vorbei und wer weiß was noch alles zu uns kommt. Und auf jeden Fall, wir können unsere Themen, die wir sonst noch vorbereitet hatten, alle wegschmeißen. Nein, nicht wegschmeißen. Nächstes mal. Es war sehr interessant für mich und wir haben tatsächlich es hingebracht 30 Minuten Sendung zu machen.

W.R. : Noch nicht ganz.

W.B. : Noch nicht ganz.

Wir sind jetzt fast am Ende der Sendung. Es ist für unsere Technik leicht, diesmal die Sendung zu schneiden, denn da wird kaum etwas zu schneiden sein . Wenn wir gleich Schluss machen, die Daumen heben. Also ich heb schon mal einen nach oben, sage schon mal tschüss an den Dr. Rakow...

W.R. : Dr. Rakow, ja.

W.B. : ...nach Berlin.

W.R. : Herzlichen Dank.

W.B. : Sehr interessant.

J.R. : Und tschüss.

W.B. : Und, Daumen hoch und ebüb und zicke-zacke zicke-zacke hoi, hoi, hoi.

W.R. : Schönen Tag noch.

J.R. : Danke.

[Erkennungsmelodie] Das war Computerclub 2, das Technikmagazin mit Wolfgang Back und Wolfgang Rudolph. Technik: Manfred Kloiber und Arne Wohlgemut Produktion: Anja ArpEine Internet-Sendung der VoxMundi Medienanstalt Köln 2008

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Folge 125 - vom 08.09.2008

Computerclub 2, das Technikmagazin mit Wolfgang Back und Wolfgang Rudolph [Erkennungsmelodie] W.B. :    Herzlich willkommen, liebe Zuhörerinnen und liebe Zuhörer. Es ist diesmal die 125. Folge und wir haben ein Thema vorbereitet, Wolfgang, das klingt so ein bisschen als hätten wir heute einen Feiertag. Denn es wird größer, ein längeres Thema werden. Viele Zuschauer oder Zuhörer haben uns ja geschrieben, dass wir ruhig auch ein bisschen was länger erzählen können mit einem Thema, das ausarbeiten können.

W.R. :    Na gut. Ich meine, wir haben uns ja eine Persönlichkeit ausgesucht, die in Deutschland nicht unbekannt ist. Vielleicht nicht dem Mann auf der Straße, aber im Firmenbereich hat er doch schon einiges bewegt. Eingestiegen und überhaupt in unsere Gesichtsfeld gedrungen, ist er damals, als er Geschäftsführer von VOBIS wurde. Nachdem Riefing und Freiling quasi sich herausgenommen hatten.

W.B. :    In Berlin sitzt am Telefon Dr. Jürgen Rakow. Und er war der Geschäftsführer von VOBIS, er ist noch der Geschäftsführer von VOBIS. Er ist Geschäftsführer von da, er ist Geschäftsführer von da, Herr Dr. Rakow, wo sind Sie überall involviert?

J.R. :    Ja, schönen guten Tag erst einmal.

W.R. :    Ja, ebenso.

J.R. :    Ich bin heute gar nicht mehr Geschäftsführer von VOBIS. Ich bin heute nur noch Gesellschafter zu 33% und mache das mit meinen beiden ehemaligen Vorstandskollegen zusammen und die beiden Kollegen, die haben die Geschäftsführung übernommen. Und ich erlaube mir ein bisschen in der zweiten Reihe beratend tätig zu sein. Ich hab eine ganze Anzahl von Dingen, wo ich im IT-Bereich investiert bin. Das sind so zwei Systemhäuser in Berlin. Dann komm ich mal her. Ich komme ja selber mal aus der Softwareentwicklung und bin dann über das Thema eigentlich Hardware-Dienstleistung-Vernetzung-Troubleshooting-Maintenance also in den Servicebereich, letztlich gesehen in den Handel gekommen. Habe aber diese Wurzel nie verlassen. Habe da sogar im vergangenen Jahr noch ein Unternehmen dazu gekauft. Anfang vergangenen Jahres habe ich eine neue Firma gegründet, die als Hersteller hier in Deutschland auftritt obwohl sie gar keine eigene, eigene Fertigungsanlage hat, sondern Produkte in Fernost, natürlich bevorzugt in der Volksrepublik China, herstellen läßt und unter dem Namen Fukato und Datacask in Deutschland und Europa vermarktet.

W.R. :    Warum in China? China hat doch nun eigentlich so den Ruf, dass man die Sachen, die von da kommt oft nicht umweltverträglich sind. Kinderspielzeug zum Beispiel giftig und so. Da muss man doch sicherlich fürchterlich aufpassen, dass die eigene Produkte gut sind. Lohnt sich das?

J.R. :    Das ist völlig richtig. Aber der gesamte industrielle Bereich heute kommt ja ohne die verlängerte Werkbank in China gar nicht mehr aus. Das ist ja ganz gleich, ob ich heute Geschirr in Deutschland vermarkten möchte, oder ob ich das tun möchte mit Produkten der IT. Insbesondere die elektronischen Produkte kommen eigentlich zum größten Teil - größter Teil heißt jetzt sagen wir mal zu 90 Prozent - aus dem asiatischen Beschaffungsraum.

W.B. :    Ich kann mich noch entsinnen, als mir im Baumarkt erstmals China-Produkte entgegenkamen. Das waren so fürchterlich blechige Werkbanken.

J.R. :    Ja.

W.B. :    Und so Werkzeugschränke - auch aus Blech - und da mußte man Angst haben, dass die Hämmer, die man drangehängt hat nicht alle runterfallen.

J.R. :    Richtig.

W.B. :    Damit fing China an. Ich schätze, das sind so fünfzehn Jahre oder so was erst her. Viel länger ist das nicht her. Und jetzt sieht man Netzgeräte made in China, die Laptops made in China. Also die hochwertigsten Sachen kommen alle aus China heutzutage.

J.R. :    Ja, da ist ja immer das Bedürfnis da gewesen, Produktionskosten zu reduzieren um wettbewerbsfähiger zu sein, um einen günstigeren Preis anbieten zu können, um höhere Marktanteile zu haben oder worum auch immer. Und so ist natürlich viel Know-how nach Asien getragen  worden. Hinterher beklagen wir das dann zwar manchmal aber das ist mir völlig unverständlich. Ich mache das jetzt im fünfzehnten Jahr, dass ich in China auf der Einkaufsseite her tätig bin. Und wenn man sich ein wenig mit der chinesischen Kultur beschäftigt, dann wüsste man, dass der Chinese die Meinung vertritt, dass alles was von Menschen geschaffen wurde auch von allen Menschen verwendet werden kann. Das gilt selbstverständlich für ein Microsoft Windows-Produkt genau so wie für eine Transrapid.

W.B. :    Mhm.

W.R. :    Das heißt, alles was denen in die Finger fällt, das kann man, um es ganz platt zu sagen, auf deutsch zu sagen, klauen und dann selbst verkaufen, kopieren?

J.R. :    Es ist kein kopieren, es ist nach dem Verständnis kein Diebstahl. Es ist ja von Menschen geschaffen und steht allen Menschen zur Verfügung.

W.B. :    Also gibt es kein Patentamt in China.

J.R. :    Ich weiß... es gibt dort keine solche Behörden die mir bekannt ist, nö.

W.B. :    Keine?

J.R. :    Also ich wüsste nicht, wo man Urheberrechte. Es gibt, natürlich kann man bestimmte Dinge anmelden, zum Patent oder zum, wie wir sagen würden, Gebrauchsmusterschutz. Das gibt es schon, selbstverständlich. Ja.

Aber das wird nicht... die, die Kultur, das, das Selbstverständnis verändern.

W.B. :    Mhm.

Nun ist uns China ja eine ganze Ecke nähergetragen worden jetzt durch die olympischen Spiele. Wir haben vieles erfahren. China - wie die Leute aussehen und wie der Smog aussieht und wenn man alle Autos stoppt, dass dann nicht mehr so viel Smog da ist und dass sie eine perfekte olympische Spiele machen. Dass sie Zensur einführen, dass sie 30000 Leute in der Zensur beschäftigt haben. Alles das...

W.R. :    Plus 50000 während der olympischen Spiele.

W.B. :    Ja.

50000 die aus der Armee kommen. Also die auch mit zur Zensur mit beitragen. Das sind ja alles komische Sachen, die wir da erfahren haben. Ich habe die olympischen Spiele habe ich deshalb gemieden. Ich habe mir gesagt, das lasse ich mir doch nicht gefallen von denen. Was ist da so los in China?

J.R. :    Also was im Augenblick da abgeht ist unglaublich. Das Selbstbewusstsein der Chinesen steigt durch die olympischen Spiele sehr, sehr stark an. Bislang war es ja so üblich, dass der Chinese seine Arbeit, sein Produkt verkaufen wollte und damit das Geschäft abgeschlossen war. Seit einiger Zeit versucht man auch, einen Markennamen zu etablieren, also zur Zeit erlebe ich eine ganze Welle von Unternehmen, die auf einmal Wert darauf legen, ihren chinesischen Namen durchzusetzen. Angefangen von in Vertragspapieren bis hin auf den Produktnamen. Das gab es nicht. Dieses Bewusstsein ist völlig neu. Man hat teilweise amerikanische Namen sich einfach ausgedacht also englisch, englische Begriffe verwendet für die Firmen, die uns dann häufig zum Schmunzeln veranlasst haben. Wenn sich so eine Firma Happy Computer nennt oder sich einfach irgendwelche Begrifflichkeiten aus dem Englischen sich die Firmen als Firmennamen genommen haben.

W.B. :    Na ja.

J.R. :    Jetzt stellen sie den chinesischen Namen auf einmal.

W.B. :    Kennen Sie da so Beispiele? Wie die jetzt heißen?

J.R. :    Nein, also da bin ich jetzt... Ich habe keine Chinesischkenntnisse und bin nicht in der Lage, das wirklich seriös wiederzugegen.

W.R. :    Aber wie sieht's denn mit der Qualität aus? Wir haben also einige Fälle gehabt, zum Beispiel Autos aus China, die hier in Deutschland getestet worden sind...

J.R. :    Ja.

W.R. :    ... und wo man nur sagen kann, wenn jemand nun Selbstmord begehen will, möge er dieses Auto bitte kaufen. Oder ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass ich ein Internet-Radio mal zerlegt habe, mal reingesehen habe, made in China, mir sind also, mir ist nichts mehr eingefallen. Das war Technik, die ist bei uns vor zehn Jahren noch nicht mal so primitiv gewesen. Dinge, die heute bei uns mit wenigen Chips und paar externen Bausteinen gemacht würden und in SME, da waren da viele Elektrolitsensoren drin, mechanischer Aufbau war schlecht, Damit kann man doch letztendlich gar nicht auf dem Weltmarkt bestehen. Aber dennoch kommen viele Produkte aus China. Wie ist Ihre Erfahrung der Qualität? Ist das so unterschiedlich oder gibt es da gewisse Trends und Richtungen?

J.R. :    Also das ist ein sehr komplexes Thema. Es gibt eigentlich alles, was Sie beschrieben haben oder was man... Es gibt auf der einen Seite durchaus qualitativ hochwertige Produkte. Fangen wir mal an: Warum macht der Chinese oder wie kommt der Chinese überhaupt daran, so ein Produkt herzustellen. Der  Chinese ist ja als verlängerte Werkbank benutzt worden. Das heißt, es ist Know-How aus den USA, aus Japan dort hingetragen um dort unter der Anleitung von amerikanischen und japanischen Ingenieuren, auch natürlich der später deutschen Ingenieuren, Produkte zu fertigen. Es sind teilweise Fertigungsanlagen dort hingeschafft worden. Die Leute sind geschult worden. Und dann entwickelt der Chinese aus seinem Naturell her eine Angewohnheit, dass er immer auch parallel ein eigenes Produkt machen will, aus dem soeben gelernten. Diese Produkte sind in der Regel qualitativ ordentlich, weil sie eigentlich unter der Anleitung der Ingenieure auch von den anderen Kontinenten stattgefunden haben, wo man dann dieses Know-How sozusagen weitergetragen hat. Solange das in eine Fabrik bleibt ist das relativ harmlos. Aber dann hat es sich angefangen zu multiplizieren. Das heißt, die chinesischen Ingenieure haben die Fabriken verlassen, haben sich teilweise selbständig gemacht. Haben dann eine eigene Produktion angefangen und haben wieder Produkte gefertigt, die sie kennen gelernt hatten aus diesem Prozess der verlängerten Werkbank. Dass die Fertigung von den Produkten in China stattgefunden hat. Und damit ging dann ein Qualitätsabfall einher, weil die Produkte dann einmal aus Rohmaterial hergestellt werden oder aus Vormaterial, was dann auch in China produziert wurde. Und zum zweiten, das Know-How nicht mehr so eng transferiert wurde, wie es am Anfang war. Und jetzt muss man, wenn man einkauft, erst mal sehen, was hat diese Fabrik für eine Geschichte. Wie viele Entwicklungsingenieure hat die Fabrik? Was können die überhaupt selber entwickeln? Aber das hat sich natürlich in der Zwischenzeit gefestigt. Die Qualität der chinesischen Ingenieure ist natürlich auch im Laufe der letzten fünfzehn Jahre deutlich besser geworden. Wir haben heute durchaus ein gutes Know-How bei chinesischen Ingenieuren. Aber die einzelnen Fertigungsunternehmen sind sehr, sehr vielschichtig und unterschiedlich. Deshalb muss man alles einer Qualitätskontrolle unterziehen. Das heißt, wenn man Produkte produzieren läst, fängt man an, dass man zuerst einmal einige engineer sample hat, die wir hier dann in Deutschland dann testen, zu deutschen Testlabors geben, die wir beauftragen. Aber inzwischen gibt es auch eine Vielzahl von deutschen und amerikanischen, japanischen Testlabors in China, wo man... die man wiederum beauftragen kann, dort die Fertigung laufend zu überwachen.

W.R. :    Jetzt frage ich mich auch manchmal, wenn jetzt Produkte aus China kommen, gut, kleine Sachen kann ich verstehen, aber große, schwere Teile, die werden ja hier auch zu unglaublich günstigen Preisen angeboten.

J.R. :    Richtig.

W.R. :    Die Transportkosten, spielen die denn gar keine große Rolle bei der Preisfindung?

J.R. :    Doch, doch. Die Transportkosten spielen eine dramatische Rolle.

W.B. :    Immer mehr, nehme ich an.

J.R. :    Immer mehr auch, aber das wär jetzt... Nehmen wir mal ein leichtes Produkt. Nehmen wir mal eine Digitalkamera. Digitalkamera ist deshalb ein schönes Beispiel, weil man da auch ein paar andere Dinge dran verstellen kann. In den Digitalkameras sind in der Regel zwei Baugruppen drin, die von japanischen Herstellern stammen. Das heißt, wenn wir über Qualität reden, dann haben wir eigentlich die Schlüsselbaugruppe, einmal der CCD-Sensor und einmal das optische also das, das, das die Mechanik des Objektivs, also des Zoomobjektives und die Optik. In der Regel auch japanischer Zulieferer.

W.B. :    Wie lange noch, wie lange noch?

J.R. :    Weiß ich nicht. Der japanische Zulieferer lässt das natürlich auch inzwischen entweder in Korea, Malaysia oder in China fertigen. Aber der überwacht die Produktion. So, jetzt haben wir diese Digitalkamera. Die produziert aber der Chinese baut das Gehäuse und macht die Assemblierung und sorgt dafür, dass das Ding dann verpackt ist. Und jetzt haben wir die Situation, dass wir das Ding transportieren müssen. Eine Digitalkamera kostet aktuell jetzt, gibt so saisonale Schwankungen, im Seetransport pro Stück so ganz grob um 3,50$ das Stück. Ja, also $3,50 eine Digitalkamera im Seetransport.

W.B. :    ???

J.R. :    Entschuldigung, im Lufttransport. Wenn es also im... Die gleiche Kamera kostet im Seetransport 30 cent vielleicht. Also das Verhältnis ist schon so über den großen Daumen 1:10, ja. Und das gleiche gilt halt ob man einen Laptop-Computer kommen lässt oder ob man einen Monitor nimmt oder  LCD-TV oder was auch immer sie wollen. Muss man damit rechnen, dass man wenn man das Zeug fliegt, etwa den zehnfachen Preis hat. Aber der Seetransport ist zwar teuer geworden und ist auch bei Monitoren in einer Größenordnung, die durchaus preisrelevant inzwischen ist, aber es ist der Seetransport immer noch sehr günstig.

W.B. :    Aber es dauert eben länger, ne, bis es da ist.

J.R. :    Der Seetransport dauert immer 28 Tage  plus ein bisschen Vorlauf, plus ein bisschen Nachlauf plus die Situation, dass man auf der einen Seite überhaupt ein Schiff bekommen muss plus und dass man auch einen Container haben muss. Also es gibt eigentlich...

W.B. :    Eigenen Container? Einen eigenen Container?

J.R. :    Nein, die mietet man, aber...

W.B. :    Ach so.

J.R. :    ...man muss ja erst einmal so ein Ding gemietet bekommen. Wir machen das so, dass wir den uns dass wir uns um den gesamten Transport heute aus Deutschland kümmern. Wir steuern den gesamten Transport aus Deutschland. Das überlassen wir den Chinesen überhaupt nicht. Das heißt, wir holen die Ware an der Fabrik auch wirklich ab, und überwachen den ganzen Transportweg. Das hat eben auch was damit zu tun, dass man entsprechend buchen muss. Die Situation, dass man die Schiffe rechtzeitig vorbuchen muss. Wir brauchen als Transportzeit, müssen wir immer sechs Wochen kalkulieren. weil wir entweder haben wir ein Stück Wartezeit auch oft am Hafen. Manchmal ist auch Hamburg oder Rotterdam überlastet. Dann geht auch da mal drei Tage gar nichts. Also das ist, der Transport ist eine spannende Angelegenheit.

W.B. :    Herr Doktor Rakow, Sie haben mir mal erzählt, und zwar ging's da um einen DVD-Player, und irgendwie gab's da ganz komische Zahlen. Was weiß ich, der wurde für 12 Euro glaube ich hergestellt oder verschickt für 12 Euro und dann kommen ja noch die ganzen Abgaben hier in Europa dazu. Also GEMA und was da alles so die Hand aufhält. Haben Sie die Zahlen noch mal parat? Das war nämlich ganz, ganz, ganz irre.

J.R. :    Ja, es ist wirklich irre. Also es gab ja mal eine Zeitlang und das war so der Zeitraum wo wir uns unterhalten haben, da waren noch 49 Euro der Verkaufspreis eines DVD-Players in Deutschland.

W.B. :    Im Laden.

J.R. :    Im Laden.

Und das war schon ein ganz toller Preis glaub ich.

W.B. :    Ja, ja.

J.R. :    Wir haben häufig Angebote von 29 Euro, 39 Euro. Aber es gibt auch noch ein paar, paar Angebote höher. Trotzdem, das Spannende an dem DVD-Player ist, dass die Lizenzkosten, die man abzuführen hat an die einzelnen Lizenzinhaber, fast den Produktpreis erreichen. Und diese Zahl 12, die Sie da in Erinnerung haben, das ist etwa 12 Dollar Lizenzkosten hat man auf einem einzigen DVD-Player. Wenn Sie davon ausgehen, dass das Gerät dann noch mal so um 20$ im Einkauf kostet, dann haben Sie eigentlich einen Erstellungspreis von 32$ auf dem Gerät. Dafür ist es aber noch nicht transportiert, dafür ist es auch noch nicht eingeführt worden, weil man hat auch noch einen Einfuhrzoll auf dem Gerät. Plus, man hat die Situation, dass man natürlich die Einfahrumsatzsteuer bezahlen muss und dann wollen ja die verschiedenen Handelsstufen vielleicht auch noch ein ganz klein bisschen Marge daran haben.

W.B. :    Und der Stein... der Steinbrück auch mit seiner Mehrwertsteuer...

J.R. :    Richtig.

W.B. :    ... nachher.

J.R. :    Richtig.

Das heißt, wenn Sie heute ein Gerät für 29 Euro sehen, dann ist das nicht machbar. Und das ist... Ich traue mich das Geschäft überhaupt nicht mehr zu machen, weil, man muss mit den Lizenzen spielen. Man muss überlegen, wie viel Stücke meldet man und welche Lizenzen meldet man. Leider gibt es auch bei, auf der Lizenz, GEMA-Seite so einige unklare Dinge. Es gibt italienische Organisationen, die von sich behaupten, sie würden den Lizenzinhaber vertreten und wollen dann von Ihnen auch Lizenzen haben. Bieten eine Herrschar von Rechtsanwälten auf und versuchen ihre vermeintlichen Patente durchzusetzen. Wobei manchmal gar nicht geklärt ist, ob die überhaupt tatsächlich das Patent haben und auch den Patentinhaber rechtmäßig vertreten. Besonders beliebt ist da das MP3-Thema. Sie wissen ja, dass vom Fraunhofer-Institut das eigentlich entwickelt wurde.

W.B. :    Ja, klar.

J.R. :    Und es gibt italienische Organisationen die für das MP3 Lizenz, die für die MP3 Lizenz Geld einsammelt.

W.B. :    Aha.

Fängt diese Organisatin mit "M" an oder... J.R. :    Nein.

W.B. :    ...hört mit "a" auf? J.R. :    Nein, die unterhalten sogar einen Messestand auf CeBIT und IFA.

W.B. :    Aha.

J.R. :    Ja, und schaffen es mit einem kleinen Stab von Anwälten immer über die Messe zu kitteln, bei den Chinesen eine Anzahl an Produkten zu beschlagnahmen.

W.R. :    Interessant.

J.R. :    Ja.

W.B. :    Und wie geht das aus, nachher?

J.R. :    Tja, das ist, also die Staatsanwaltschaft ist da häufig sehr stark überfordert, weil sie wirklich stapelweise Schriftsätze zu dem Thema produziert werden müssen nachher. Und man versucht dann immer, die Verfahren so irgendwie auf irgendeinem Einigungswege, auf irgend einem Einigungsweg einzustellen.

W.B. :    Jetzt sind wir immer noch ein bisschen in China. Jakimo, Yakumo war doch ihre Firma und ich kann mich entsinnen, dass ich Yakumo Produkte nach kurzer Zeit überall gefunden habe. Also auch in den großen Märkten, Media Markt, und ja überall waren die. Und plötzlich war Yakumo nicht mehr da. Was ist passiert?

J.R. :    Also, Yakumo war leider nicht meine Firma. Ich war da der Geschäftsführer und ich... Wir haben damals Yakumo aus der VOBIS als Tochterunternehmen gegründet. Haben eigentlich vorher noch eine andere Unternehmung gehabt, das war die Adam Riesig GmbH, die wir als Großhändler gegründet hatten und es ergab sich dann die Chance, den Markennamen Yakumo, der ja mal von einem Braunschweiger Großhändler erdacht wurde, haben wir die Chance gehabt, den Markennamen Yakumo zu erwerben. Das haben wir auch getan und haben dann eine breite Produktpalette von IT und Consumer Electronic Produkten unter der Marke Yakumo produzieren lassen und in ganz Europa verkauft. Das Problem ist, dass man für dieses Geschäft, wenn es eben auch sehr viel mit dem China-Import arbeitet, sehr großen Kapitalbedarf hat. Und sehr großer Kapitalbedarf bedeutet, man muss Menschen finden, die das Geschäft finanzieren und die auch eine attraktive Verzinsung haben wollen. Nun bedeutet das, attraktive Verzinsung,  für diese Menschen keineswegs vielleicht fünf oder acht Prozent, sondern da wird deutlich in zweistelligen Prozentsätzen gedacht. Hinzu kommt, dass ja auch das Geschäft ein Risikogeschäft ist. Das ist ja immer im IT und Consumer Electronic Bereich so, dass man nicht zuviel Bestand haben darf, weil die Bestände sonst in der Regel aufgrund des Preisverfalls weniger wert werden. Und wir haben zwar ein profitables Unternehmen mit Yakumo aufgebaut, aber für unsere Kapitalgeber war das Geschäft einfach nicht rentierlich genug von der Verzinsung ihres eingesetzten Kapitals.

W.B. :    Hört man heutzutage öfter, nö? Dass da gängige Firmen plötzlich eingestellt werden, weil, weil es nicht mehr genug ist, was man auf der schwarzen Seite...

J.R. :    Richtig.

W.B. :    ...hat.

J.R. :    Richtig.

Genau das ist es.

Genau das ist es.

W.B. :    Warum soll man arbeiten, wenn man auf der Bank mehr Zinsen bekommt als das Geld wenn man dazu noch Arbeit einsetzen muss. Ist klar.

J.R. :    Richtig.

W.B. :    Und Risiko.

J.R. :    Richtig.

W.B. :    Wenn ich jetzt irgendwo bin und kaufe mir ein Gerät, sei es ein Computer, sei es ein LC-Display, ein Fernsehgerät oder was auch immer. Und viele dieser Dinge kommen aus China, aus China steht ja auch da drauf. Wie unterscheide ich, als unbedarfter Kunde, ob das ein qualitativ gutes Gerät ist oder ob das irgend so ein nachgebautes Mistgerät ist, wo die da  kein Prüffeld da ist, wo was in irgendeiner Hinterhofgarage gefertigt wird. Wie kann ich da mir sicher sein, wenn ich etwas kaufe, dass okay ist?

J.R. :    Also Sie können zunächst einmal über eine Anzahl von weichen Faktoren versuchen, sich ein Urteil zu erlauben. Das fängt bei so simplen Dingen an: Ist da eine vernünftige Verpackung dabei? Ist da ein vernünftiges Handbuch dabei? Ist eine Situation da, dass man auch klar erkennbar kann, wird Service geleistet? Gibt es eine  Möglichkeit, eine Hotline in Anspruch zu nehmen? Gibt es eine Serviceabwicklung, die dort beschrieben ist? Sind die Unterlagen, machen diese Unterlagen einen seriösen Eindruck? Sieht das Gerät selber vernünftig aus? Also ist das, hat das von der Oberfläche ein vernünftiges Finish?

W.B. :    Und ist die Übersetzung, die Übersetzung des Handbuchs einigermassen...

J.R. :    Richtig.

W.B. :    ...mit einem deutschen Auge gesehen worden.

J.R. :    Genau. Genau, genau. Also das, also da bekommt man eigentlich schon als unbedarfter Verbraucher ganz schnell ein Gefühl für, steht hier eine Organisation dahinter, die ein rundes Produkt gemacht hat oder ist das, wie ich zu sagen pflege, einfach ein China-Böller, der einfach in China importiert wurde und dann einfach hier in den Markt geknallt wird. Das gibt es natürlich auch. Kreischbunte Verpackungen, irgendwelche Zettel bloß reingelegt als Handbücher, dann keine klare Servicesituation. Weil das ist das Hauptproblem. Also um erfolgreich hier tätig zu sein, müssen Sie in Deutschland eine Serviceabwicklung haben. Und damit Sie die bezahlen können, müssen Sie vorne für eine vernünftige Qualität sorgen, denn haben Sie die vernünftige Qualität nicht am vorderen Ende können Sie hinten den Service nicht bezahlen, können Sie bloß die Bude noch zumachen.

W.R. :    Was ist denn, wenn ich reingefallen bin? Gibt's da eine Möglichkeit zu sagen, ich will mein Geld zurück haben oder kann man sagen also das Produkt ist von einer schlechten Qualität? So einfach ist das doch nicht.

J.R. :    Ach, naja. Solange die Firma noch existiert hat man doch gute Chancen. Eine Firma ist ja interessiert da dran, grundsätzlich nicht nur schlechte Presse zu haben. Ich muss da mal aber auch auf die andere Seite den Blick ein wenig lenken. Es gibt natürlich auch unter Umständen Ansprüche von Käufern, die auch in manchen Fällen überzogen sind. Also da bin ich nicht so sicher, ob wir da in Deutschland schon auf beiden Seiten eine vernünftige Kultur entwickelt haben. Zum Beispiel kann ich nicht nach drei Jahren erwarten, den Neupreis des Gerätes von vor drei Jahren ersetzt zu bekommen wenn ich einen Schadensfall habe. Es gibt eine ganz merkwürdige Häufung von Defekten am Ende der Gewährleistungszeit. Da hat man schon manchmal den Eindruck, dass hier ein Servicefall mit Absicht produziert wird. Also ich glaube es gibt leider schwarze Schafe immer auf beiden Seiten. Weil es ja immer auch die gleichen Menschen sind, die letztlich gesehen mit uns zusammenleben.

W.B. :    Wie schätzen Sie denn den Anteil von Produkten aus China in einem normalen guten Qualität für die nächsten Jahre ein? Wird der noch deutlich steigen oder gibt es da gar Konkurrenten, die China irgendwann den Rang ablaufen könnten?

J.R. :    Naja, die Erde ist ja zum Glück rund. Und wir sind ja dann bei China schon ziemlich hinten angekommen. Also es bewegt sich ja dann irgendwann wieder auf uns zu.

W.B. :    Ja, das tut's doch schon. Wir kommen ja schon von Japan.

J.R. :    Ja.

W.B. :    China ist ja schon wieder näher zu uns.

J.R. :    Ja, ja.

W.B. :    Ja.

J.R. :    Kann man so sehen. Aber es gibt natürlich noch solche solche Länder da gibt's die sehr große Menschenmenge. In Indien gibt es noch, es gibt Vietnam noch, es gibt Nordkorea noch, wo sicherlich sehr viele Dinge sehr preiswert zu machen  sind. Also da bin ich noch nicht sicher, dass da schon die Spitze des Preisverfalls erreicht ist. oder des Qualitätsverfalls erreicht ist. Also ich glaube, es geht noch viel schlechter.

W.B. :    Und Russland zählen Sie nicht dazu?

J.R. :    Ich muss eingestehen, ich habe überhaupt keine Ahnung von Russland.

W.B. :    Na ja.

J.R. :    Außer dass ich da vielleicht ein paar Städte kenne. Aber ich weiß gar nicht, was da industriell läuft. Ich habe mal einen kleinen Versuch unternommen, das von der Ostseeseite her zu erkunden und da habe ich einige Fernsehfabriken, die inzwischen eben auch sich als LCD-Produzenten vorgestellt haben. Die habe ich besucht. Und das sind so ehemalige Staatsbetriebe, die früher wirklich die Fernsehgeräte - eben Röhrenfernsehgeräte - gebaut haben, die heute auch nichts weiter machen, als dass sie chinesische Komponenten kaufen und die dann dort in der Fabrik assemblieren. Und teilweise halt das Kunststoff selbst spritzen in diesen Fabriken, weil sie eben eine Kunststoffproduktion schon früher brauchten für ihre Röhren-TV-Geräte. Das war von der Qualität her aber auch nicht besser als das was wir aus China kennen. Also das war...

W.R. :    Ist diese Entwicklung das Aus für Deutschland, das Aus für Europa für Fertigungsstätten für diese technischen Dinge, die bei uns eigentlich viel mehr Geld kosten?

J.R. :    Das kommt drauf an, wie die preisliche Akzeptanz des Produktes ist, was ich hier in Deutschland herstellen möchte. Wir haben ja... unser Vorzeigeindustrieprodukt sind ja schon immer eigentlich so mehr Schwerindustriedinge gewesen, wie Schiffe, waren lange Zeit das Aushängeschild von Deutschland und das, die werden es wieder. Obwohl es heute große Schiffsproduktionen in Korea gibt oder auch in Taiwan gibt werden Spezialschiffe heute eher wieder in Deutschland gebaut. Ich erinnere an die ganzen Passagierschiffe, die sehr gerne in Deutschland gebaut werden, aber auch Spezial-Doppelhöhlentanker oder falls wir ein U-Boot benötigen das man nicht aus dem Weltall orten kann dann müssen Sie das auch in Deutschland kaufen. Das, das kommt wieder. Im Kraftfahrzeugbereich sind wir da sicherlich noch nicht am Ende. Im IT-Bereich haben wir lange Zeit noch Fertigungen von Mainboards gehabt hier auch in Deutschland. Ich glaube das Thema ist durch. Wir werden eher die Entwicklung machen, wir werden eher die Innovationen machen. Aber da sieht's auch nicht so toll aus, weil unser Schulsystem in den letzten zwei Jahrzehnten nicht so starke Investitionen erlebt hatte. Da müßten wir wahrscheinlich auch ein wenig Gas geben und ein bisschen rennen. Aber da hat ja ein Umdenkungsprozess stattgefunden. Man muss sehr sorgfältig abwägen, was kann ich, was kann ich außerhalb von Deutschland produzieren und wozu brauche ich deutsche Qualität.

W.R. :    Ich denke, das ist eine sehr, sehr gute Einschätzung und vielleicht sollten einige Leute wach werden und daran denken, dass wir hier in Deutschland denken, dass wir in anderen Ländern fertigen, dass diese internationale Zusammenarbeit für uns in Deutschland wahrscheinlich die beste Chance ist.

W.B. :    Ja und so langsam kommen wir doch dazu, dass wir gar nicht mehr so viel denken müssen. Da denken schon mittlerweile die Asiaten auch für uns. Denn wir wissen, dass das gute Ingenieure sind. Die Japaner haben das gezeigt.

J.R. :    Richtig.

W.B. :    Und die... China war ja nun mal etwas ganz, ganz großes gewesen, wenn man da an die alten Zeiten zurückdenken.

J.R. :    Richtig.

W.B. :    Und dann die Hunnen, die kamen dann plötzlich auch mal zu uns vorbei und wer weiß was noch alles zu uns kommt. Und auf jeden Fall, wir können unsere Themen, die wir sonst noch vorbereitet hatten, alle wegschmeißen. Nein, nicht wegschmeißen. Nächstes mal. Es war sehr interessant für mich und wir haben tatsächlich es hingebracht 30 Minuten Sendung zu machen.

W.R. :    Noch nicht ganz.

W.B. :    Noch nicht ganz.

Wir sind jetzt fast am Ende der Sendung. Es ist für unsere Technik leicht, diesmal die Sendung zu schneiden, denn da wird kaum etwas zu schneiden sein . Wenn wir gleich Schluss machen, die Daumen heben. Also ich heb schon mal einen nach oben, sage schon mal tschüss an den Dr. Rakow...

W.R. :    Dr. Rakow, ja.

W.B. :    ...nach Berlin.

W.R. :    Herzlichen Dank.

W.B. :    Sehr interessant.

J.R. :    Und tschüss.

W.B. :    Und, Daumen hoch und ebüb und zicke-zacke zicke-zacke hoi, hoi, hoi.

W.R. :    Schönen Tag noch.

J.R. :    Danke.

[Erkennungsmelodie] Das war Computerclub 2, das Technikmagazin mit Wolfgang Back und Wolfgang Rudolph. Technik: Manfred Kloiber und Arne Wohlgemut Produktion: Anja ArpEine Internet-Sendung der VoxMundi Medienanstalt Köln 2008