Folge 139 - vom 15.12.2008
Ansager: Computer Club Zwei, das Technikmagazin mit Wolfgang Back und Wolfgang Rudolf.
Herzlich Willkommen, liebe Zuhoererinnen, liebe Zuhoerer, zur einhundertneununddreissigsten Folge von Computer Club Zwei.
Ich hätte jetzt gedacht du singst ein Weihnachstlied. Aber wenn du das nicht machst, begrüsse ich auf ganz konventionelle Weise unsere Zuhoererinnen und Zuhoerer.
Was ich so einigermassen gut singen kann ist ja sowieso nur das Lorelei-Lied. Viel mehr krieg ich ja net hin.
Passt vielleicht nicht unbedingt zu Weihnachten.
Nee. Passt aber auch nicht zum Datenskandal den wir nun wieder haben seit ein paar Tagen. Da wurden Mikroviche gefunden ploetzlich bei einer Zeitung und jeder fragt sich, wie kommen die da hin, und wer hat sie da hingeschickt.
Naja gut, kann man ja fragen, ist ja ok. Offensichtlich ist ja durch diesen Kurierdienst aus irgendwelchen Gründen etwas verlorengegangen oder abgezweigt worden oder ...vielleicht wollte auch nur jemand auf sich aufmerksam machen, dass er so unbeachtet ist in dieser Welt, oder was weiss ich was.
Mhmm.
Die Frage ist ja, wieso koennen auf eine Mikrovich die Daten so zusammengeführt sein. Wäre es nicht sinnvoll, die in irgendeiner Art auseinander zu droeseln, wenn so etwas passiert? Dass man nicht die Kontonummer und den Namen und die Umsätze und die PIN alles zusammen hat? Ich meine, praktisch ist das schon, wenn man Boeses vorhat.
Ja, das ist ein Datensatz. Und dieser eine Datensatz hängt zusammen. Wie willst du es anders machen? Willst du zehn Datensätze aus einem machen und die später zusammen zwirren?
Es geht doch nur...
Es war ja nur vorgesehen, dieses Mikrovich das da gelandet ist, als Endlagerung quasi. Als Archiv. Also, aktiv macht man das Ganze ja wohl mehr oder weniger mit Festplatten; Festplatten sind zum archivieren, also das hab ich gelesen, zu unsicher und deshalb macht man diese Microarchivierung in Schwarzweiss natürlich. Weil das hält einfach länger, wenn du das in Farbe machst geht die Farbe ja wieder verloren.
Wieviel passt den auf so einen Mikrovich drauf?
Ich weiss es gar nicht. Ich weiss gar nicht mehr, wie die heute aussehen. Damals erkannte ich die so ein bisschen, die haben dann so tausend Datensätze auf einer Mikrospur oder zehntausend. Oder kennst du die besser, diese...
Sonst hätte ich ja nicht gefragt. Ja gut, das ist Grundstoff, das verwittert nicht, das ist natürlich haltbar. Und wäre für mich auch sicherer als ne Festplatte.
Aber wie kann denn, zum Beispiel, eine Kontonummer dazu führen dass da einfach abgehoben wird? Scheint Usus zu sein dass jemand sagt "Ich habe die Genehmigung von dem Kunden, und ich moechte jetzt gerne achtzig Euro von dem Konto so-und-so haben." Ja, kannst du doch machen. Da gehst du da an ne Bank...
Und ich muss es dann nachher wieder, innerhalb von sechs Wochen, wieder zurück führen lassen. Wenn ich's dann überhaupt nochmal sehe und das nicht abgehaün ist, das Geld. Na na, Moment, falsch. Also erstens, das Geld kann ja nicht abhaün. So, und wenn irgendeine Bank von deinem Konto irgendetwas abbucht und es ist nicht dein Auftrag, dann kannst du doch jederzeit der Bank sagen "Hoer mal, Kinder, ihr seid nicht ganz klar. Das habe ich nie gemacht, nie gewollt. Das ist nicht in meinem Sinne, Geld wieder her!" Die dürfen die dafür weder etwas berechnen noch sonst etwas.
Und wenn's so fünf Euro Dinger sind, wo du nicht aufpasst? So fünf Euro, bestimmt irgendwie Zeitungsabonnement, oder irgendsowas, was weiss ich. Obwohl du die auch nicht mehr für fünf Euro kriegst.
Und selbst wenn das fünf Euro sind - fällt das nicht auf wenn von deinem Konto irgendwie Geld fehlt?
Aber es scheint doch so zu sein, dass es bei vielen Leuten nicht auffällt. Denn das ist ja passiert.
Dann würdest du ja nichts davon wissen, wenn es nicht auffällt. Aber du erfährst ja nur das was auffällt.
Ja, ja, ja, ja.
Ja?
Vielleicht ist es dann viel zu spät aufgefallen oder irgendwas.
Also wenn jemand innerhalb von sechs Wochen nicht auf seine Auszüge kuckt, dann hat er das Geld nicht noetig.
Ja. Koennen wir das jetzt so zulassen? Ich meine, die Datenschützer denken darüber nach, wie sie das alles sicherer machen wolen; dann gibt es wiederum Gesetze, will man machen, dass die Weitergabe von persoenlichen Daten nur mit Einstimmung ist und da liest man ploetzlich in einer Zeitung wie schlimm das Ganze ist. Jetzt dürfen die nämlich keine Abonnementsbriefe mehr rausschicken um neü Kunden zu werben.
Ja, Moment mal, ganz langsam. Ganz langsam.
Wie, ganz langsam.
Ganz langsam.
Die Lobbyarbeit hat fürchterlich gut funktioniert, wie immer, und unsere Regierung ist mal wieder eingeknickt vor diesen ganzen Lobbyisten - in Wirklichkeit ist das so, Daten die jetzt bestehen, dürfen die behalten, die müssen die nicht loeschen. Die koennen die auch weiter verwenden. Wenn ihnen keiner nachweisen kann dass die in irgendeiner Art unrechtmässig erworben worden sind. So, und natürlich schreibt die ganze Werbebranche denn, wo sollen sie denn künftig Sachen hinschicken? Und dann haben wir eine übergangszeit von drei Jahren. Ja, verdammter ..., da hätte man gar nichts machen brauchen. Hätten die Politiker sich in dieser Zeit vielleicht irgendwo anders betätigen sollen wo es sinnvoll gewesen wäre.
Ne, die brauchen da ja nur nach Karlsruhe zu gehen. Weil, Berlin, brauchen wir überhaupt noch Berlin? Alles wird doch eigentlich in letzter Zeit in Karlsruhe geloest.
Weil die Politiker handwerklich nicht sauber arbeiten. Kuck dir doch die Sache... die Sache mit den Fahrtkosten an..
Rauchergesetz oder irgend sowas, ...
Warum koennen die Mädels und die Jungs in Berlin nicht einfach mal vorher Rechtsgutachten einholen und mal sagen "Haben wir überhaupt ne Chance? Geht das? Passt das in die Gesetze?" Wenn die also nicht so grundgesetzkonform sind, wie sie eigentlich sein sollten - man sollte eigentlich schon meinen dass die einen Verstand und Gefühl dafür haben, was Recht und Ordnung ist - wenn sie's nicht sind, dann sollten sie sich doch beraten lassen darüber. Ja, die lassen sich ja von Karlsruhe beraten.
Ja im Nachhinein.
Im Nachhinein, und warten einfach drauf, was die sagen. Also es ist schon peinlich, im Grunde genommen.
Stell dir doch mal vor, diese Politiker müssten ploetzlich Häuser oder Brücken baün. Die würden erstmal die Brücke baün und wenn sie eingestürzt ist würden sie wissen, wir müssen was ändern. Das ist doch verkehrte Welt.
Aber Karlsruhe baut doch auch keine Brücken. Also da koennen Sie nicht ausweichen. Ja gut, ok, es ist klar. Es kann nicht jeder Fachmann in Allem sein.
Richtig.
Aber er sollte dann vielleicht auch die Schnauze oefter mal halten und nicht so gross toenen. Da steht man jetzt mit den Energiesparlampen. Da sollen die Glühlampen jetzt ploetzlich eingestellt werden - verboten werden, die Produktion verboten werden - was ist denn mit den vielen Glühlampen die im Keller irgendwo hängen, die werden im Jahr dreimal für eine Minute angemacht. Und für fünf Minuten angemacht. Die sind doch wohl oekonomischer als da Sparbirnen hinzuhängen.
Moment mal. Halt, halt, halt. Du denkst verkehrt.
Energiesparen.
Du denkst verkehrt.
Wieso denke ich verkehrt?
Wenn du eine Glühlampe für 45 Cent kaufen...
35 Cent.
Oder 35. Als Endverbraucher. Wer soll denn daran was verdienen? Da müssen doch Energiesparlampen her.
Ja, die ich dann auch wieder extra entsorgen muss.
Ja ganz genau.
Da hat sich noch keiner Gedanken gemacht über diese...
Doch schon. Die müssen ja zum Sondermüll. Aber wer macht denn das schon? Das Gas da drinnen das geht in die Atmosphäre und die Elektronik da drin geht jetzt in den Mülleimer. Also das ist genau wieder so vollkommen idiotischer Schwachsinn.
Weil in Australien man irgendwann im letzten Jahr ein Gesetz daraus gemacht hat, hat alles geschrieen "Ja, wir auch. Hallo, wir auch. Wir müssen das auch sofort machen." Energieeffizienz. Dabei hat das gar nichts damit zu tun die Glühlampen zu verbieten. Denn, wie gesagt, diese Situation gibt es, wo die Glühlampen nur einmal angemacht werden und irgendsowas. Da sind die ganz einfach effizienter.
Oder einmal in der Woche im Keller. Oder bist du jeden Tag zehnmal im Keller?
Ich vermeide das.
Ja. -- Daumen nach oben, Daumen nach oben. Und zicke-zacke, zicke-zacke, hoi hoi hoi.
--Musik--
Das war Computer Club Zwei, das Technikmagazin mit Wolfgang Back und Wolfgang Rudolf. Technik: Manfred Gläuber und Arne Wohlgemuth. Produktion: Anja Arb.
