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Das warme Polarland, XIV. Kapitel. Merkwürdige Rehe.

Als Wonström und Eduard gingen, um frisches Trinkwasser zu suchen, trollte Hans, sich den Bart leckend, hinterher.

Um eine größere Rundschau zu haben, stiegen sie auf einen nahen Hügel, von dem aus sie in nicht zu großer Ferne einen Teich glänzen sehen. Sie gingen darauf zu, doch schwand ihnen die Hoffnung, das Ufer des Teiches zu erreichen; denn um ihn herum war ein großer Sumpf, in dem sie sicher versunken wären, wenn sie gewagt hätten vorzudringen. Da gewahrten sie an der nördlichen Seite des Teiches eine Heerde renntierähnlicher Tiere ohne Geweih, welche dicht am Rande des Teiches das saftige Grün abästen.

Wonström folgerte richtig, daß auf der Seite des Teiches kein Sumpf sein müsse, da sonst die Tiere versunken wären, bevor sie das Teichufer erreicht hätten.

Sogleich suchten sie von der nördlichen Seite an das Ufer des Teiches zu gelangen, um wenn möglich sich einen frischen Braten zu verschaffen.

Im weiten Kreise, zum Teil über Felsen, zum Teil durch die Ausläufer des Sumpfes watend, kamen sie in die Nähe der Tiere.

Dort war, wie Wonström vermutet hatte, fester Grund und Boden bis an das Teichufer; denn die Tiere, welche die Größe von Rehen hatten, besaßen wie diese Zweihufer zierliche Läufe, die nicht geeignet waren, solche Sümpfe zu durchschreiten.

Vorsichtig, wie es Jäger bei scheuen Wilde zu thun pflegen, pürschten sie sich heran, teils durch das hohe Gras, teils durch Felsen gedeckt.

Als sie vierzig Meter noch von der aus ca. fünfzehn Stück bestehende Heerde entfernt waren, suchte sich jeder ein starkes Stück heraus und fast gleichzeitig knallten die Schüsse. Beide waren wohl getroffen und stürzten verendet zusammen; die anderen aber liefen ratlos umher, bis zwei weitere Schüsse sie belehrten, daß es besser sei zu flüchten.

Anmutig und elegant, wie Gazellen, setzten sie über Felsen und Grasflächen, nur ein Stück blieb hinten nach und setzte sich schließlich hinter einem Felsblock ins Gras. Es war offenbar angeschossen und konnte nicht mehr fort; auch von der übrigen Heerde sonderte sich noch ein Stück ab und lief allein einem mit besonders üppigen Graswuchs bestandenen Flecken zu, in dem es verschwand.

Das war für Hans wieder ein Fest.

Die zwei zuerst gestürzten Tiere schlugen noch auf der Erde herum und Hans würgte sie mit größten Vergnügen noch völlig ab.

"Das ist besser als Eidechsen-Braten," meinte Eduard, "auch besser als Seehund, der stets sehr thranig schmeckte, das wollen wir uns nobel herrichten." "Ja ich freue mich auch einmal auf andere Kost; aber merkwürdig ist es doch, hier im hohen Norden solche Tiere anzutreffen. Noch nie habe ich gehört, daß hier solche Tiere gesehen worden wären. Wenn wir im Tropenlande wären, würde meine Bewunderung nicht so groß sein; denn dort ist der Tierreichtum so groß, daß noch immer neue, bis jetzt unbekannte Arten gefunden werden, Aber hier im Norden, wo nichts als reine Pflanzenfresser wie Moschusochsen, Renntiere, Hasen und Lemminge bekannt sind, ist es wohl etwas merkwürdiges, eine neue Spezies zu finden." "Ja, und diese eigentümliche Gestalt, kleiner als das Renntier, der Kopf wie der eines Pferdes gebildet, der Hals wie ein Kamel oder eine Giraffe, die Läufe wie ein Reh. Übrigens besteht unsere Beute in drei Tieren; denn dort hinter jenem Felsen muß noch eines liegen." "Ich glaube sogar," sagte Womström, "daß wir ein viertes noch bekommen werden; denn ich bemerkte, daß sich später noch ein Tier absonderte und in jenem hohen Graswuchs verschwand." "Hans, hierher," rief Eduard, "du zerraufst ja unsere Rehe vollständig." Hans konnte sich schwer von seiner angenehmen Beschäftigung trennen, dennoch folgte er seinem Herrn.

Wonström war mittlerweile nach dem Felsblock gegangen und fand, wie er vermutete, ein verendetes Tier im Grase liegen. Er faßte es an den Hinterläufen und schleppte es zu dem Platze, wo Eduard die beiden anderen untersuchte. "So!" sagte er, "Fleisch wäre da, helles, süßes Wasser ebenfals; nun fehlt blos noch, daß wir mit diesem bei unseren Booten wären." Schneller Entschluß, guter Entschluß. Damit zog er sein Messer aus der Scheide und brach die Tiere auf, d. h. er nahm den Magen und die Gedärme heraus, worauf sie bedeutend leichter wurden. Dann warf er sich ein Tier über die Schulter, desgleichen Eduard und beide wanderten mit Hans, der sehr betrübt auf das zurückbleibende dritte Stück blickte, den Booten zu. Nach einer halben Stunde kamen sie dort im Schweiß gebadet an, denn eine solche Last so weit zu tragen, namentlich wenn es die Sonne mit ihren schrägen Strahlen so gut meint wie heute, eignet sich schon dazu, einen warm zu machen.

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Als Wonström und Eduard gingen, um frisches Trinkwasser zu suchen, trollte Hans, sich den Bart leckend, hinterher.

Um eine größere Rundschau zu haben, stiegen sie auf einen nahen Hügel, von dem aus sie in nicht zu großer Ferne einen Teich glänzen sehen. Sie gingen darauf zu, doch schwand ihnen die Hoffnung, das Ufer des Teiches zu erreichen; denn um ihn herum war ein großer Sumpf, in dem sie sicher versunken wären, wenn sie gewagt hätten vorzudringen. Da gewahrten sie an der nördlichen Seite des Teiches eine Heerde renntierähnlicher Tiere ohne Geweih, welche dicht am Rande des Teiches das saftige Grün abästen.

Wonström folgerte richtig, daß auf der Seite des Teiches kein Sumpf sein müsse, da sonst die Tiere versunken wären, bevor sie das Teichufer erreicht hätten.

Sogleich suchten sie von der nördlichen Seite an das Ufer des Teiches zu gelangen, um wenn möglich sich einen frischen Braten zu verschaffen.

Im weiten Kreise, zum Teil über Felsen, zum Teil durch die Ausläufer des Sumpfes watend, kamen sie in die Nähe der Tiere.

Dort war, wie Wonström vermutet hatte, fester Grund und Boden bis an das Teichufer; denn die Tiere, welche die Größe von Rehen hatten, besaßen wie diese Zweihufer zierliche Läufe, die nicht geeignet waren, solche Sümpfe zu durchschreiten.

Vorsichtig, wie es Jäger bei scheuen Wilde zu thun pflegen, pürschten sie sich heran, teils durch das hohe Gras, teils durch Felsen gedeckt.

Als sie vierzig Meter noch von der aus ca. fünfzehn Stück bestehende Heerde entfernt waren, suchte sich jeder ein starkes Stück heraus und fast gleichzeitig knallten die Schüsse. Beide waren wohl getroffen und stürzten verendet zusammen; die anderen aber liefen ratlos umher, bis zwei weitere Schüsse sie belehrten, daß es besser sei zu flüchten.

Anmutig und elegant, wie Gazellen, setzten sie über Felsen und Grasflächen, nur ein Stück blieb hinten nach und setzte sich schließlich hinter einem Felsblock ins Gras. Es war offenbar angeschossen und konnte nicht mehr fort; auch von der übrigen Heerde sonderte sich noch ein Stück ab und lief allein einem mit besonders üppigen Graswuchs bestandenen Flecken zu, in dem es verschwand.

Das war für Hans wieder ein Fest.

Die zwei zuerst gestürzten Tiere schlugen noch auf der Erde herum und Hans würgte sie mit größten Vergnügen noch völlig ab.

"Das ist besser als Eidechsen-Braten," meinte Eduard, "auch besser als Seehund, der stets sehr thranig schmeckte, das wollen wir uns nobel herrichten."

"Ja ich freue mich auch einmal auf andere Kost; aber merkwürdig ist es doch, hier im hohen Norden solche Tiere anzutreffen. Noch nie habe ich gehört, daß hier solche Tiere gesehen worden wären. Wenn wir im Tropenlande wären, würde meine Bewunderung nicht so groß sein; denn dort ist der Tierreichtum so groß, daß noch immer neue, bis jetzt unbekannte Arten gefunden werden, Aber hier im Norden, wo nichts als reine Pflanzenfresser wie Moschusochsen, Renntiere, Hasen und Lemminge bekannt sind, ist es wohl etwas merkwürdiges, eine neue Spezies zu finden."

"Ja, und diese eigentümliche Gestalt, kleiner als das Renntier, der Kopf wie der eines Pferdes gebildet, der Hals wie ein Kamel oder eine Giraffe, die Läufe wie ein Reh. Übrigens besteht unsere Beute in drei Tieren; denn dort hinter jenem Felsen muß noch eines liegen."

"Ich glaube sogar," sagte Womström, "daß wir ein viertes noch bekommen werden; denn ich bemerkte, daß sich später noch ein Tier absonderte und in jenem hohen Graswuchs verschwand."

"Hans, hierher," rief Eduard, "du zerraufst ja unsere Rehe vollständig."

Hans konnte sich schwer von seiner angenehmen Beschäftigung trennen, dennoch folgte er seinem Herrn.

Wonström war mittlerweile nach dem Felsblock gegangen und fand, wie er vermutete, ein verendetes Tier im Grase liegen. Er faßte es an den Hinterläufen und schleppte es zu dem Platze, wo Eduard die beiden anderen untersuchte. "So!" sagte er, "Fleisch wäre da, helles, süßes Wasser ebenfals; nun fehlt blos noch, daß wir mit diesem bei unseren Booten wären."

Schneller Entschluß, guter Entschluß. Damit zog er sein Messer aus der Scheide und brach die Tiere auf, d. h. er nahm den Magen und die Gedärme heraus, worauf sie bedeutend leichter wurden. Dann warf er sich ein Tier über die Schulter, desgleichen Eduard und beide wanderten mit Hans, der sehr betrübt auf das zurückbleibende dritte Stück blickte, den Booten zu. Nach einer halben Stunde kamen sie dort im Schweiß gebadet an, denn eine solche Last so weit zu tragen, namentlich wenn es die Sonne mit ihren schrägen Strahlen so gut meint wie heute, eignet sich schon dazu, einen warm zu machen.